Projektverantwortlicher: Alexander Benatar
Leitung: Michael Mann
Projektstatus: abgeschlossen
Dissertationsprojekt
In den Jahren 1971/72 sind in Mitteleuropa und Südasien zwei gegenläufige Bewegungen zu beobachten: während die deutsch-deutsche Entspannungspolitik die Grenzen der Systemblöcke des Ost-West-Konflikts zu überwinden vermochte, entspann sich zwischen Indien und Pakistan ein Krieg, der zur Teilung Pakistans und Gründung Bangladeschs führen sollte. Entscheidend sind hierbei die unterschiedlichen Blockallianzen der jeweils agierenden Nationalstaaten: waren den beiden deutschen Staaten ihre Loyalitäten im Kalten Krieg recht klar, so blieben sie in den blockfreien Staaten Südasiens bewusst weitaus unklarer. Dennoch ist mit Abschluss des Indisch-Sowjetischen Freundschaftsvertrages im August 1971 eine (vor allem sicherheitspolitische) Annäherung Indiens an Moskau zu beobachten, derweil Pakistan schon früher zu einem wichtigen strategischen Partner Washingtons auf dem Subkontinent avanciert war.
Mein Forschungsprojekt untersucht die Beziehungen von Bundesrepublik und DDR zu Indien und Pakistan vor dem Hintergrund des 1971 ausgebrochenen Bangladeschkrieges. Das Projekt wendet Beobachtungen zur „Tyrannei der Schwachen“ (vgl. Bernd Greiner) auf das besondere deutsch-deutsche Verhältnis zu Beginn der 1970er Jahre an. Untersucht wird das Agieren bzw. Reagieren der beiden deutschen Staaten in diesem Konflikt als Beispiel für die tatsächliche Handlungsfreiheit vermeintlich schwacher Entwicklungsländer des „blockfreien Raums“, die das machtpolitische Vakuum des Kalten Krieges – geschaffen von in der Schockstarre des Atompatts gelähmten Supermächten – zur Durchsetzung ihrer nationalen Interessen nutzen konnten. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen also jeweils unterschiedliche nationale Interessen in zwei komplexen regionalen Konfliktfeldern vor dem Hintergrund des globalen Kalten Krieges.