Aus Anlass des 51. Deutschen Historikertags in Hamburg wurden Prof. Dr. Ravi Ahuja, Prof. Dr. Michael Mann und Svenja von Jan mit der Konzipierung, Organisation und Umsetzung der von MIDA, dem Historikerverband, der Handelskammer Hamburg sowie des Herbarium Hamburgense durchgeführten Ausstellung „Hamburg-Indien: Spuren einer Verflechtungsgeschichte“ (zum Ausstellungsplakat) betraut. Die Kabinettausstellung wurde vom 5.–30. September 2016 in den Räumlichkeiten der Handelskammer gezeigt. Sie stellte anhand von Materialien aus verschiedenen Hamburger Archiven und wissenschaftlichen Sammlungen die historischen Verflechtungen zwischen der Hansestadt und dem Subkontinent in den Bereichen Geistesgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Alltagsgeschichte, Botanik, Reisen und Tourismus dar. Insbesondere während des Historikertags vom 20. — 23. September 2016 wurde die Ausstellung von zahlreichen internationalen, darunter vielen indischen Wissenschaftler/innen besucht.
Ebenfalls auf dem 51. Deutschen Historikertag in Hamburg führte MIDA eine Projektpräsentation und eine eigene Sektion durch. Unter dem Titel: Geteiltes Indien und geteiltes Deutschland in den Zeiten des Kalten Krieges präsentierten die MIDA-Mitarbeiter/innen Alexander Benatar, Anandita Bajpai und Razak Khan sowie Stefan Tetzlaff (Centre d’Études de l’Inde et de l’Asie du Sud (CEIAS) École des Hautes Études en Science Sociales (EHESS-CNRS, Paris) und Gautam Chakrabarti (Peter-Szondi-Institut für Allgemeine & Vergleichende Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin) neue Forschungsergebnisse.
Ravi Ahuja hielt den Eröffnungsvortrag des Historikertages am 20. September: „Autoritäre Schatten: Indiens Unabhägigkeit und das Problem der Demokratisierung“.
Sektionsabstracts
Titel der Sektion:
Geteiltes Indien und geteiltes Deutschland in den Zeiten des Kalten Krieges
Referenten:
- Alexander Benatar, MA
- Dr. Stefan Tetzlaff
- Dr. Anandita Bajpai
- Dr. Gautam Chakrabarti
- Dr. Razak Khan
Abstracts:
1. Alexander Benatar, M.A. (Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin)
English
Herbert Fischer – a Biography of Indo-German Entanglements
This presentation traces the biography of Herbert Fischer, a GDR diplomat and the country’s first Ambassador to India. Fischer is a key actor in my dissertation, which deals with East and West German relations on the Indian sub-continent during the Cold War years. He represents a prototype of divided Germany and India’s entangled histories: having emigrated from Germany in the early 1930s, Fischer reached India via an adventurous land-route across Spain
to eventually join Mohandas Karamchand Gandhi’s independence movement of civil disobedience against the British colonial rule. He spent World War II in British internment camps and after a decade in India, returned to a dramatically changed Germany in the late 1940s: the then Soviet occupation zone.
After a brief stint working as a teacher, Herbert Fischer joined the GDR’s Ministry of Foreign Affairs (MfAA). Soon thereafter, he was deployed in India. First as deputy and later as head of the Consulate General of the GDR in New Delhi, Fischer was able to build on his previous contacts in India and devoted himself primarily to overcoming the West German Hallstein Doctrine – towards the formal recognition of the GDR in spite of Bonn’s claim to be Germany’s sole representative. In 1972, the GDR achieved its goal and Herbert Fischer was appointed the country’s first ambassador to India – a post he held until his dismissal in 1976. During the following four decades, until his death in 2006, Fischer stayed in constant contact with the Indian subcontinent as a scientist and India expert in the GDR and later in a reunified Germany. His son Karl Fischer entered his diplomatic footsteps and became the last Ambassador of the GDR in Pakistan.
Official GDR action in India was severely limited by the framework set by West Germany. However, like hardly another Herbert Fischer’s biography illustrates how individual actors were able to circumvent restrictions in interstate relations through personal contacts.
Deutsch
Herbert Fischer – eine deutsch-indische Verflechtungsbiografie
Mein Vortrag behandelt den Diplomaten und ersten DDR-Botschafter in Indien, Herbert Fischer. Im Rahmen meines Dissertationsprojekts „Der indische Subkontinent als Spielfeld des Kalten Krieges – deutsch-deutsche Beziehungen in Indien und Pakistan“, stellt Herbert Fischer einen Prototypen der Verflechtungsgeschichte des geteilten Deutschlands mit Indien dar. Anfang der 1930er Jahre aus Deutschland emigriert, gelangte Fischer auf abenteuerlichen Wegen über Spanien nach Indien und schloss sich dort Mohandas Karamchand Gandhis Unabhängigkeitsbewegung des zivilen Ungehorsams gegen die britische Kolonialherrschaft an. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in britischen Internierungslagern, um Ende der 1940er Jahre nach einem Jahrzehnt in Indien nach Deutschland, in die damalige sowjetische Besatzungszone zurückzukehren.
Nach einem kurzen Intermezzo als Lehrer, wurde Herbert Fischer für das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) der DDR tätig. Bald fand er Verwendung in Indien. Zunächst als stellvertretender Leiter und später als Leiter des Generalkonsulats der DDR in Neu Delhi, konnte er an seine früheren Indien-Kontakte anknüpfen und verschrieb sich bis zu ihrem Erfolg in erster Linie der Durchbrechung der westdeutschen Hallstein-Doktrin – der Anerkennung der DDR entgegen dem Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik. 1972 erreichte die DDR ihr Ziel und Herbert Fischer wurde zum ihrem ersten Botschafter in Indien; ein Posten, den er bis zu seiner Abberufung im Jahre 1976 innehatte. Die folgenden vier Jahrzehnte bis zu seinem Tod 2006 hielt er als Wissenschaftler und Indien-Experte von Deutschland aus stetigen Kontakt zum indischen Subkontinent. Sein Sohn Karl Fischer trat in seine diplomatischen Fußstapfen und wurde letzter Botschafter der DDR in Pakistan.
So begrenzt durch westdeutsche Einflussnahme der Aktionsradius der DDR auf dem indischen Subkontinent auch war, illustriert die Biografie Herbert Fischers doch wie kaum eine zweite die Möglichkeiten individueller Akteure, diese Einschränkungen durch Einsatz und persönliche Kontakte zu durchbrechen.
2. Dr. Stefan Tetzlaff (Centre d’Études de l’Inde et de l’Asie du Sud (CEIAS) École des Hautes Études en Science
Sociales (EHESS-CNRS, Paris))
English
‘Tata-Bhains’ as Forerunner of Indo-German Business Ties: Industrial Policy, Technical Cooperation and Business Interests in the Making of the Truck-Manufacturing Joint Venture TELCO/Daimler-Benz, c. 1954–1969”.
Contemporary publications often praised the cooperation of the Tata Engineering and Locomotive Company (TELCO) and Daimler-Benz for the joint manufacture of trucks from the mid-1950s as one of the earliest and most successful private business joint ventures between India and Germany. Daimler-Benz’s direct participation in the company stopped in 1969 due to policies of the Indian state in favour of greater in-house manufacture of vehicles and components. German technical expertise and business interests were nevertheless crucial in the making of the joint venture over the 15-year period and TELCO eventually became one of the commercially most successful private companies in this period.
This paper sheds some light on the larger context and diverse implications of this business cooperation. The paper is divided into two main parts. The first part deals with the main political and business interests of the participating companies and of the governments of India and West Germany at the time. It analyses whether and to what extent the scenario of the early cold war era defined political and business interests on both sides. The second part of the paper deals with the cooperation’s specific trajectory in the production environment of Jamshedpur (Bihar) in the 1950s and 1960s. The main focus here is on whether and to what extent Daimler-Benz provided technical expertise in starting production and what effect this had on the Indian cooperation partner and on the automotive industry in India in general. The paper concludes with an analysis of the specific political contexts of the end of the cooperation in 1969 and its effects on both companies in Germany and India.
Deutsch
‘Tata-Bhains’ als Vorreiter Deutsch-Indischer Wirtschaftsbeziehungen: Industriepolitik, Technik-Kooperation und Unternehmensinteressen in der Entwicklung des LKW-Joint Ventures von TELCO/Daimler-Benz, ca. 1954–1969.
Mitte der 1950er Jahre priesen zeitgenössische Medienpublikationen die Kooperation der Telco Engineering and Locomotive Company (TELCO) und Daimler-Benz zur gemeinschaftlichen LKW-Produktion als eine der ersten und erfolgreichsten Kooperationen der Privatwirtschaft zwischen Indien und Deutschland. Die direkte Teilnahme von DaimlerBenz an der Kooperation endete 1969 aufgrund der Politik des indischen Staates zugunsten einer größeren Einheimischen Produktion von Automobilen und Komponenten. Deutsche Geschäftsinteressen sowie technische Expertise waren nichtsdestotrotz wichtig in der Etablierung des Unternehmens-Joint Ventures, auf dessen Grundlage TELCO zu einem der kommerziell erfolgreichsten Privatunternehmen der Zeit avancierte.
Der Konferenzbeitrag beleuchtet den größeren Zusammenhang sowie verschiedene Implikationen der Unternehmenskooperation. Der Beitrag ist unterteilt in zwei Hauptteile. Der erste Teil behandelt die politischen und wirtschaftlichen Interessen der teilnehmenden Unternehmen sowie der Regierungen Indiens und Westdeutschlands im Zeitablauf. Er analysiert, ob und wenn ja wie die besondere Konstellation in der Frühphase des Kalten Krieges politische und wirtschaftliche Interessen auf beiden Seiten definierte. Der zweite Teil des Beitrags behandelt die spezifische Entwicklung der Kooperation am Produktionsstandort Jamshedpur (Bihar) in den 1950er und 1960er Jahren. Der Hauptfokus liegt hierbei auf der Frage, ob und wenn ja in welchem Umfang Daimler-Benz technische Expertise für den
Produktionsbeginn leistete und welche Auswirkungen dies auf den indischen Kooperationspartner sowie auf die Entwicklung der indischen Automobilindustrie generell hatte. Der Beitrag schließt mit einer Analyse des spezifischen politischen Kontexts des Endes der Kooperation im Jahre 1969 und seinen Auswirkungen auf beide Unternehmen in
Deutschland und Indien.
3. Dr. Anandita Bajpai (Zentrum Moderner Orient, Berlin)
English
Materialising Visibility, Preparing Recognition: The cultural politics of GDR-India Relations 1952–1972.
I have always told people, ‘Culture’ begins with agriculture and ends at eating cultures.
Everything between the two is politics.
(Interview with university intellectual and former GDR diplomat).
The GDR was officially recognised by the Indian state in 1972. The Trade Representations, established in 1956, however, became the ‘official mouthpiece’ of the GDR in India. This paper explores the interface of ‘political relations’ and ‘cultural relations’ between actors from the two countries, which are often relegated to the sphere outside formalised politics (Nicht Staatliche/Kulturelle Beziehungen) within the internal architecture of archives. It will present case studies of exchanges between university intellectuals from both the sides. The uniqueness of such exchanges is that, from one side, they were state directed (through the Trade Representation of the GDR in India) and on the other, pursued by actors who were often outside the ambit of the Indian state’s formalized politics.
“Before Recognition our director at the Trade Representation had always told us: Your work in India is very different from that of the regular diplomats and university employees. We are diplomats but our job is not to travel without restraints, to stay within diplomatic circles and spend money unnecessarily. Our academicians and our diplomats have a special aim in India. We have to understand India and its people- to touch their hearts. Only then will they care to know about whom we are and what the GDR is. We have to show them the GDR even though many have still not heard of it and most have never been there.”[1] University intellectuals ought to be viewed as important actors in enabling a long tradition of exchanges between the two countries.
The paper poses the following questions: How did these individuals attempt to render the GDR a visible entity for the people of India? How were their efforts to materialise the GDR’s presence affected by the absence of official recognition and how did their exchanges, in turn, impact the very question of recognition? Transformations within the universities after reunification often brought these careers to a grinding halt. This, however, does not justify the relative absence of historical engagement with their experiences in India. This paper will fill this missing gap through oral history by tracing the trajectories of some of these actors. The Indian actors, however, are not projected here as passive receivers of a cold war politics being staged elsewhere, but as active shapers of these relations, often seeking to capitalize on the situation beyond the realm of formalized politics.
[1] Interview with a former university intellectual from the Humboldt Universität zu Berlin, who started his engagements with India as a researcher in South Asian Studies and later became an official at the Trade Representation of the GDR in Bombay, holding numerous positions at different stages of his career. (February 10, 2016).
Deutsch
Sichtbar werden. Um Anerkennung werben: Die „Kulturpolitik“ der DDR – Indien Beziehungen, 1952–1972.
Ich habe immer schon gesagt: „Kultur fängt mit Agrikultur an und hört mit Esskultur auf.
Alles was dazwischen liegt ist Politik.“
(Interview mit einem vormaligen universitären DDR-Diplomaten.)
Erst 1972 wurde die DDR offiziell von der Republik Indien anerkannt. Seit 1956 hatte sie aber mit verschiedenen Handelsvertretungen ein offizielles Sprachrohr dort. Der Beitrag behandelt die „politischen“ wie „kulturellen“ Beziehungen zwischen Akteuren beider Staaten, welche in Archiven zumeist nur außerhalb der formalen politischen Sphäre unter dem Label „Nicht-staatliche/kulturelle Beziehungen“ auftauchen. Es werden Akteure des universitären
Austauschs beider Seiten vorgestellt, sowie indische Akteure, die durch die Handelsvertretungen der DDR in Indien staatlich begleitet wurden, dabei aber gleichzeitig weit außerhalb der politischen Sphäre agierten.
„Vor der Anerkennung hat der Direktor unserer Handelsvertretung uns immer gesagt: ‚Indien ist sehr anders als die üblichen Diplomatischen und universitären Zusammenarbeitspunkte. Wir sind zwar Diplomaten, aber unser Auftrag ist nicht bloß zu reisen, in diplomatischen Kreisen zu verkehren und unnötig Geld hinaus zu werfen. Unsere Akademiker und Diplomaten haben einen besonderen Auftrag hier. Wir müssen Indien und seine Bevölkerung verstehen und ihre Herzen erreichen. Nur dann werden sie beginnen, sich für uns und unser Land zu interessieren. Wir müssen ihnen die DDR nahebringen, auch wenn viele dort noch nie zuvor von uns gehört haben, geschweige denn außerhalb gewesen sind.’“ Wie dieser Zeugenbericht eines vormaligen Humboldtianers zeigt, waren auch Akademiker wichtige Akteure für die langfristigen kulturellen Austauschbeziehungen beider Länder.
Wie genau versuchten diese Akteure, die DDR in Indien sichtbar zu machen? Welche Rolle spielte vor 1972 die mangelnde Anerkennung der DDR für ihre Aktivität? Und wie hat ihre Aktivität vor Ort die offizielle Anerkennung in der Tat beeinflusst? Veränderungen innerhalb von Universitäten nach der Wiedervereinigung haben die Karrieren dieser Akademiker oft abrupt beendet. Aber begründet dies die relative Zurückhaltung von Historikern vor ihren Erfahrungen in Indien? Der Beitrag intendiert, mittels einer oralgeschichtlichen Aufarbeitung beruflicher Laufbahnen ein Füllen dieser historiographischen Lücke zu initiieren. Dabei kommt indischen Akteuren allerdings keine bloß passive Rolle von Rezeptoren einer KalterKrieg-Politik zu. Vielmehr sind sie aktive Macher dieser Beziehungen, die häufig von der nicht formalisierten Situation der Beziehung profitieren konnten.
4. Dr. Gautam Chakrabarti (Peter-Szondi-Institut für Allgemeine & Vergleichende Literaturwissenschaft, Freie
Universität Berlin.)
English
Cold War/Partition: West-East Dichotomies in Germanophone Bengali Popular Fiction.
The proposed paper will seek to locate post-Partition Bengali popular, especially detective fiction, through the selected exemplars — mainly from the works of Sharadindu Bandopadhyay and Satyajit Ray — that mention or focus on West and East German texts, contexts, events and felt realities, in a locus of literary-cultural engagement with the historical singularities of the Cold War. The attempt will be to analyse and evaluate the range and depth to which the politico-ideological dichotomies and contestations of the Cold War had influenced Germanophile Bengali configurations of popular culture. Further, one will explore the extent to which German — both West and East — and Indian archives of ‘Kulturpolitik’ can help in the reconfiguration of Indian approximations and appropriations of popular and ‘high’ German culture.
Deutsch
Kalter Krieg / Teilung: West-Ost-Dichotomien in der deutschfreundlichen Bengalischen Unterhaltungsliteratur
Das folgende Paper verlagert den Fokus auf Bengalische Unterhaltungsliteratur, aus der es ausgewählte Beispiele (vor allem aus den Werken von Sharadindu Bandopadhyay und Satyajit Ray) des populären Detektiv- und Kriminalromangenres vorstellt, welche sich auf west- oder ostdeutsche Texte, Kontexte, Ereignisse und erlebte Tatsachen konzentrieren oder diese aufgreifen im Feld einer literarisch-kulturellen Auseinandersetzung mit den historischen Einzigartigkeiten des Kalten Krieges. Das Paper wird analysieren und evaluieren, in welcher Breite und Tiefe die politisch-ideologischen Dichotomien und Kontroversen des Kalten Krieges die deutschfreundlichen Konstellationen der bengalischen Populärkultur beeinflussten. Weiterhin wird versucht zu erkunden, in welchem Ausmaß (west- und ost-) deutsche und indische Archive von ‚Kulturpolitik‘ bei der Umgestaltung der indischen Annäherungen an und Aneignungen der deutschen populären und „Hoch“-Kultur der Nachkriegszeit helfen können.
5. Dr. Razak Khan (Centre for Modern Indian Studies, Georg-August-Universität Göttingen.)
English
Rethinking National Culture and Minority Identity: Indian Muslim Intellectuals in Germany
The paper examines debates among Indian Muslim intellectuals on national culture and its relationship with minority identity during the cold war. Moving beyond the boundaries of nationalist history it seeks to locate these debates within the framework of Indo-German entangled histories in the twentieth century. Connections were forged by the journeys of Muslim intellectuals to Germany as well as transfer of ideas and concepts across national borders. The paper explores these entangled intellectual histories by examining the writings of Sayyid Abid Husain (1896–1978) with his commitment to Indian nationalism and Kunwar Muhammad Ashraf (1903–1962), a firm believer in international Communism during the cold war-context in divided Germany. These influential Muslim intellectuals with differing
ideological commitments engaged with questions of national culture, minority identity and citizenship in the two Germanys and its relevance for India in the aftermath of the Partition in1947. The paper brings together the connected histories during the cold war period marked by political and ideological divisions.
Deutsch
Nationalkultur und Minderheitenidentität umdenken: Indische muslimische Intellektuelle in Deutschland
Das Paper untersucht Debatten indischer muslimischer Intellektueller zu nationaler Kultur und der Identität von Minderheiten während des Kalten Krieges. Über nationalgeschichtliche Grenzen hinaus werden diese Diskurse in die transnationale deutsch-indische Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts eingebettet. Verbindungen entstanden durch Reisen muslimischer Intellektueller nach Deutschland, aber auch durch den Transfer von Ideen und Konzepten über nationale Grenzen hinweg. Deutlich zeigen sich derartige Verflechtungen in den Schriften von Sayyid Abid Husain (1896–1978), einem klaren Anhänger des indischen Nationalismus, und ebenso im Werk von Kunwar Muhammad Ashraf (1903–1962), einem überzeugten Verfechter der kommunistischen Internationale. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges überdachten diese einflussreichen muslimischen Intellektuellen Fragen der Nationalkultur, Minderheitenidentität und Staatsbürgerschaft aus unterschiedlichen ideologischen Standpunkten heraus. Sie bezogen sich dabei auf die Situation im geteilten Deutschland, berücksichtigten aber zugleich die Relevanz für Indien nach der Teilung des Landes im Jahr 1947. Das Paper führt diese verflochtenen Stränge deutsch-indischer Geistesgeschichte vor dem Hintergrund politischer und ideologischer Teilungen des Kalten Krieges zusammen.