Foto: Zen­tral­bild Gahlbeck 7.2.1966 “Tage der Fre­und­schaft DDR-Indi­en” in Annaberg “Indi­en gestern und heute” — unter diesem Mot­to zeigt die Deutsch-Südostasi­atis­che Gesellschaft in der DDR in der erzge­bir­gis­chen Kreis­stadt Annaberg zur Zeit eine Ausstel­lung über Geschichte, Kul­tur, Wirtschaft und All­t­ag dieses Staates. Prof. Schu­bert, Direk­tor des ostasi­atis­chen Insti­tutes der Karl-Marx-Uni­ver­sität Leipzig (rechts) mit Gopalan Nair aus Indi­en (links) und dem Mitar­beit­er der Deutsch-Südostasi­atis­chen Gesellschaft Han­no Röder in der Ausstel­lung. Gopalan Nair ist Inge­nieur für Poly­grafie, er hat in Leipzig studiert und erwirbt sich jet­zt in ein­er ein­jähri­gen Tätigkeit in den Poly­grafis­chen Werk­stät­ten in Leipzig prak­tis­che Erfahrun­gen auf seinem Fachgebiet.

Dieser MIDA Archival Reflex­i­con Ein­trag wurde im Jahr 2021 von Rekha Rajan ins Englis­che über­set­zt und ist nun zusät­zlich unter dem Titel “Rela­tions between Pak­istan and the GDR until 1973” vorhanden.

Inhaltsverze­ich­nis
Frühe Kon­tak­te | Der Weg zur Anerken­nung | Nach der Anerken­nung | Quellen | End­noten

Während die Beziehun­gen der bei­den deutschen Staat­en zu Indi­en bere­its Gegen­stand einiger Veröf­fentlichun­gen gewe­sen sind, ist ihre Auseinan­der­set­zung mit dem zweit­größten Staat des Sub­kon­ti­nents von His­torik­ern bis­lang völ­lig ignori­ert wor­den. Bis es die Deutsche Demokratis­che Repub­lik am 8. Okto­ber 1972 offiziell anerkan­nte, war Indi­en als wichtig­ster bünd­nis­freier Staat tat­säch­lich ein­er der Haup­tadres­sat­en der bun­desre­pub­likanis­chen Hall­stein-Dok­trin und kon­nte sich ein­er entsprechen­den Aufmerk­samkeit der bei­den inter­na­tion­al konkur­ri­eren­den deutschen Staat­en stets gewiss sein.

Für das poli­tisch und wirtschaftlich inter­na­tion­al weniger bedeut­same Pak­istan galt dies in weitaus gerin­gerem Maße, zumal der Erzfeind Indi­ens sich mit der Mit­glied­schaft in den inter­na­tionalen Vertei­di­gungs­bünd­nis­sen CENTO und SEATO bere­its früh und ein­deutig zum US-geführten Bünd­nis­sys­tem bekan­nt hat­te. Der DDR musste Pak­istan also gewis­ser­maßen als „ver­loren­er Posten“ erscheinen, auf dem es sich kaum lohnte, um Anerken­nung zu kämpfen. Im Umgang mit Indi­en und später dem von Pak­istan unab­hängi­gen Banglade­sch, ver­suchte die DDR mit diesem Umstand Sym­pa­thien zu gewin­nen. Nur gut eine Woche bevor am 15. Novem­ber 1972 auch Pak­istan die DDR anerkan­nte, betonte der dama­lige Außen­min­is­ter der DDR, Otto Winz­er, im Gespräch mit seinem Amt­skol­le­gen aus Banglade­sch, Abdus Samad Azad, man habe Kon­tak­tver­suche Pak­istans in der DDR stets zurück­gewiesen. Tat­säch­lich reicht­en die Kon­tak­te nach Pak­istan jedoch deut­lich weit­er zurück, als der Chefdiplo­mat der DDR zu diesem Zeit­punkt eingeste­hen wollte und die DDR hat­te hier­bei dur­chaus eine aktive Rolle gespielt.

Frühe Kontakte

Bere­its Mitte der 1950er Jahre hat­te Pak­istan Inter­esse an bilat­eralem Han­del mit der DDR gezeigt. In der für die DDR so entschei­den­den Deutsch­land­frage nahm Pak­istan jedoch zum größten Bedauern des Ost-Berlin­er Min­is­teri­ums für Auswär­tige Angele­gen­heit­en (MfAA) entsprechend sein­er west­lichen Bünd­nisal­lianz ein­deutig den Stand­punkt der Bun­desre­pub­lik ein. Als der chi­ne­sisch-indis­che Gren­zkrieg von 1962 zu ein­er Annäherung Pak­istans an die V.R. Chi­na führte, sah man hierin im MfAA allerd­ings eine all­ge­meine Kursko­r­rek­tur der pak­istanis­chen Regierung in Rich­tung des sozial­is­tis­chen Bünd­nis­sys­tems. Wen­ngle­ich man zuge­s­tand, dass es zwis­chen der DDR und Pak­istan dur­chaus noch Dif­feren­zen gab (wie die Sow­je­tu­nion unter­stützte die DDR etwa den indis­chen Stand­punkt in der Kaschmir­frage), sahen die Ost-Berlin­er Diplo­mat­en das Zeit­fen­ster für eine Inten­sivierung der Beziehun­gen mit Pak­istan – wenn nicht gar für die Her­stel­lung diplo­ma­tis­ch­er Beziehun­gen – weit aufgestoßen.

Das MfAA ver­fiel in Aktion­is­mus: Im Som­mer 1963 besuchte eine erste inof­fizielle DDR-Han­dels­del­e­ga­tion Pak­istan auf der Durchreise nach Indi­en und bot Pak­istan einen ähn­lichen Han­delsver­trag an, wie er bere­its mit Indi­en bestand. Im sel­ben Jahr besuchte auch eine Del­e­ga­tion des Min­is­teri­ums für Außen­han­del und Innerdeutschen Han­del (MAI) der DDR Pak­istan, um Möglichkeit­en zur Auf­nahme staatlich­er Beziehun­gen zwis­chen den bei­den Staat­en auszu­loten. Das MfAA emp­fahl der Del­e­ga­tion jedoch drin­gend diskretes Auftreten: „Die Del­e­ga­tion muß bemüht sein, von sich aus die Propagierung ihres Aufen­thaltes und ihrer Ver­hand­lun­gen in der pak­istanis­chen Presse zu ver­mei­den, um einem eventuellen Ein­greifen in den Ver­hand­lung­sprozeß von west­deutsch­er Seite vorzubeu­gen. Von Pressekon­feren­zen und Inter­views ist Abstand zu nehmen.“ Auch der eige­nen Inter­essenkon­flik­te mit Pak­istan war man sich weit­er­hin sehr bewusst: „Die Del­e­ga­tion muss eine Stel­lung­nahme zur Kaschmir­frage umge­hen, selb­st wenn sie von pak­istanis­ch­er Seite unmit­tel­bar dazu aufge­fordert wer­den sollte.“[1] All diese Bemühun­gen der DDR, auf offiziellem Wege mit Pak­istan in Kon­takt zu treten, ver­liefen jedoch bald im Sande.

Zumin­d­est auf zivilge­sellschaftlich­er Ebene schien sich ab Mitte der 1960er Jahre etwas zu bewe­gen: Im Feb­ru­ar 1968 fand in Karachi eine Buchausstel­lung zur DDR statt und es wurde ein von einem Pak­istan­er geleit­etes Büro der Leipziger Messe eröffnet. Außer­dem kam es ab 1969 ohne aktives Zutun der DDR in Pak­istan zur Grün­dung einiger unab­hängiger Pak­istan-DDR-Fre­und­schafts­ge­sellschaften. Diese kon­nten jedoch von der DDR nicht immer im gewün­scht­en Maße kon­trol­liert wer­den, was mitunter zu erhe­blichen Rei­bun­gen führte. So hat­ten im Früh­jahr 1970 auch pak­istanis­che Stu­den­ten in Eigen­regie eine Pak­istan-DDR Fre­und­schafts­ge­sellschaft ins Leben gerufen, deren Vertreter sich bit­ter über man­gel­nde Unter­stützung und uner­wün­schte Anweisun­gen aus Ost-Berlin beschw­erten: „I want to make you very clear that we do not, don’t want and will nev­er take any instruc­tion from you. We are edu­cat­ed enough to pre­pare our plans inde­pen­dent­ly.“[2] Früchte tru­gen die Bemühun­gen der selb­st­be­wussten Fre­und­schafts­ge­sellschaften allerd­ings nicht.

Im Mai 1970 erk­lärte die DDR der pak­istanis­chen Regierung erneut ihre Bere­itschaft, offizielle staatliche Beziehun­gen aufzunehmen und schlug hierzu den Abschluss eines bilat­eralen Han­dels- und Zahlungsabkom­mens sowie die Errich­tung staatlich­er Han­delsvertre­tun­gen vor. Der Zeit­punkt war gut gewählt: Die DDR-Vertre­tun­gen in Indi­en wur­den im Som­mer 1970 in Gen­er­alkon­sulate umge­wan­delt. Wenig später wurde der bun­desre­pub­likanis­che Botschafter in Del­hi in der Presse mit der Ein­schätzung zitiert, die Bun­desregierung würde diesen Schritt nicht nur nicht sank­tion­ieren, son­dern vielmehr die Entwick­lung­shil­fe an Indi­en sog­ar noch erhöhen. Daraufhin begann auch die pak­istanis­che Regierung die west­deutsche Hall­stein-Dok­trin zu testen und deutete ihr gegenüber zumin­d­est an, die Beziehun­gen mit Ost-Berlin for­mal­isieren zu wollen.

Trotz der generell wohlwol­len­den Hal­tung der pak­istanis­chen Regierung gegenüber der Bun­desre­pub­lik zeigte sich nun, dass man im Auswär­ti­gen Amt (AA) dur­chaus dazu bere­it war, mit harten Ban­da­gen um die Sich­er­stel­lung der eige­nen deutsch­land­poli­tis­chen Inter­essen in Pak­istan zu kämpfen: Als der dama­lige west­deutsche Botschafter in Islam­abad, Nor­bert Berg­er, Ende Jan­u­ar 1971 aus der lokalen Presse erfuhr, ein offizieller Atlas der DDR stelle die umstrit­tene Region Kaschmir als Teil Indi­ens dar, bat er in der Bon­ner AA-Zen­trale um ein Exem­plar der Karte, um sie dem pak­istanis­chen Außen­min­is­teri­um vorzule­gen. Zur unmissver­ständlichen Erk­lärung fügte er hinzu: „Die Karte kön­nte vielle­icht Ein­fluss auf die Pläne des Außen­min­is­teri­ums, eine DDR-Han­delsvertre­tung zuzu­lassen, haben.“[3]
Das Ver­hal­ten der DDR im Ende März 1971 aus­brechen­den Kon­flikt um Ost-Pak­istan, dem späteren Banglade­sch, in dem die DDR schnell und ein­deutig Stel­lung zugun­sten der indisch unter­stützten Sep­a­ratis­ten bezog, war wenig geeignet, pak­istanis­che Sym­pa­thien zu weck­en. Nach Ende der indisch-pak­istanis­chen Kriegshand­lun­gen im Dezem­ber 1971 und der Anerken­nung Banglade­schs durch die DDR im Jan­u­ar 1972, lagen die Pläne zur Auf­nahme diplo­ma­tis­ch­er Beziehun­gen zwis­chen der DDR und Pak­istan erst ein­mal auf Eis.

Der Weg zur Anerkennung

Dies änderte sich erst mit der diplo­ma­tis­chen Anerken­nung der DDR durch Indi­en am 8. Okto­ber 1972. Gut eine Woche später suchte der pak­istanis­che Botschafter in Bonn das AA auf, um sich nach den deutsch­land­poli­tis­chen Auswirkun­gen dieses indis­chen Schrittes zu erkundi­gen. Die Auskun­ft, die er erhielt, schien ihn zu beruhi­gen: Am 21. Okto­ber 1972 unter­richtete ein Vertreter des pak­istanis­chen Außen­min­is­teri­ums den west­deutschen Botschafter Berg­er, auch Pak­istan werde nun „in naher Zukun­ft diplo­ma­tis­che Beziehun­gen zur DDR aufnehmen“. Pak­istan könne nicht mehr länger warten, „um den Anschluß nicht zu ver­lieren.“[4]

Die Bun­desregierung reagierte prompt und entrüstet. Noch am sel­ben Tag wies sie den Vertreter der Bun­desre­pub­lik in Islam­abad an, der pak­istanis­chen Regierung mitzuteilen, dass diese Ankündi­gung, zumal nur einen Tag nach Unterze­ich­nung zweier wichtiger Kap­i­tal- und Umschul­dungsabkom­men in Bonn „erhe­bliche Irri­ta­tion her­vorgerufen“ habe. Vor der von Pak­istan wiederum uner­wün­scht­en Anerken­nung Banglade­schs Anfang Feb­ru­ar 1972 habe die Bun­desregierung die pak­istanis­che Regierung zumin­d­est kon­sul­tiert und ihre Entschei­dung begrün­det. Man erwarte von pak­istanis­ch­er Seite also wenig­stens ein entsprechen­des Ver­hal­ten. Andern­falls könne die Bun­desregierung „nicht auss­chließen, daß auf die kün­ftige Aus­gestal­tung der deutsch-pak­istanis­chen Beziehun­gen, die bish­er eng und fre­und­schaftlich waren, ein Schat­ten fällt.“[5] Am Fol­ge­tag wurde diese Dro­hung mit der Weisung unter­mauert, die Botschaft solle dies der pak­istanis­chen Regierung noch vor Unterze­ich­nung der zu den Abkom­men gehören­den Pro­tokolle mit­teilen. Man unterze­ichne in der Erwartung, dass die pak­istanis­che Regierung „von dem angekündigten Schritt gegenüber der DDR Abstand nimmt, bis die Grund­ver­tragsver­hand­lun­gen in der Sache abgeschlossen sind.“[6]

Die Bon­ner Bemühun­gen zeigten Wirkung: Botschafter Berg­er wurde beschwichti­gend mit­geteilt, der „Aus­druck ‚in naher Zukun­ft’ bedeute nicht, dass die Anerken­nung ‚über­mor­gen’ erfol­gen würde.“[7] Als näch­stes Datum für eine Anerken­nung der DDR wurde nun der 15. Novem­ber 1972 genan­nt. Pak­istan hat­te die Para­phierung des Grund­ver­trages also tat­säch­lich abgewartet.

Nach der Anerkennung

Am 24. Jan­u­ar 1973 nahm die Botschaft der DDR in Pak­istan mit Ein­tr­e­f­fen des Geschäft­strägers ihre Tätigkeit auf. Erster Vertreter der DDR in Pak­istan wurde Wal­ter Schmidt [8], den Ende April 1973 der erste ordentliche Botschafter Hans Maret­z­ki ablöste. Am 6. April 1973 eröffnete Pak­istan seine Botschaft in der DDR. Zum ersten Botschafter in Ost-Berlin ernan­nte die pak­istanis­che Regierung Mitte Mai 1973 den früheren Botschafter in Ottawa, Jamsheed K. A. Mark­er. Die Benen­nung dieses ange­se­henen Diplo­mat­en, der zuvor bere­its Botschafter Pak­istans in der UdSSR gewe­sen war, wurde im MfAA all­ge­mein als ein pos­i­tives Zeichen der Wertschätzung gese­hen, die Pak­istan der DDR offen­sichtlich entgegenbrachte.

In Bonn wurde die Anerken­nung der DDR trotz des pak­istanis­chen Ent­ge­genkom­mens nicht wider­spruch­s­los hin­genom­men. Die Bun­desre­pub­lik ließ sich zwar nicht davon abhal­ten, am 30. Novem­ber 1972 ein Abkom­men über wis­senschaftlich-tech­nol­o­gis­che Zusam­me­nar­beit mit Pak­istan zu unterze­ich­nen. Eine eigentlich geplante Reise des Staatssekretärs Paul Frank zu Regierungskon­sul­ta­tio­nen nach Pak­istan hinge­gen wurde zunächst auf unbes­timmt ver­schoben. Auch dem pak­istanis­chen Wun­sch nach Aufhe­bung des nach dem let­zten indisch-pak­istanis­chen Kon­flikt über den Sub­kon­ti­nent ver­hängten Waf­fen­em­bar­gos würde bis auf Weit­eres nicht entsprochen wer­den, beschied man in der Bon­ner AA-Zen­trale. In Indi­en wiederum rief die Auf­nahme diplo­ma­tis­ch­er Beziehun­gen zwis­chen der DDR und Pak­istan ent­ge­gen ost-berlin­er Befürch­tun­gen kein­er­lei medi­ales Echo hervor.

Erste nen­nenswerte Aktion der DDR in Pak­istan war Ende Juni 1973 die Grün­dung ein­er Pak­istan-DDR-Fre­und­schafts­ge­sellschaft im nahe der afghanis­chen Gren­ze gele­ge­nen Peschawar. Nach Ein­schätzung der bun­desre­pub­likanis­chen Botschaft bestand deren Hauptzweck darin, in diesem notorisch unregier­baren Teil des Lan­des im Auf­trag der in Pak­istan arg­wöh­nisch beobachteten Sow­je­tu­nion die auf­ständis­chen Pash­tunen zu unter­stützen. Abge­se­hen von dieser und den bere­its erwäh­n­ten kleineren Grup­pen existierte in Pak­istan jedoch weit­er­hin keine zen­trale Fre­und­schafts­ge­sellschaft, zumal die Zusam­me­nar­beit der DDR-Botschaft etwa mit der Fre­und­schafts­ge­sellschaft in Lahore dadurch beein­trächtigt wurde, dass die pak­istanis­che Regierung der Tätigkeit solch­er Fre­und­schafts­ge­sellschaften im Lande die notwendi­ge Zus­tim­mung ver­sagte und dazu auf­forderte, bere­its aus­ge­sproch­ene Ein­ladun­gen in die DDR wieder zurück­zunehmen. Nichts­destotrotz legte Pak­istan der DDR gegenüber schnell eine aus­ge­sproch­ene Forderung­shal­tung an den Tag, wie Maret­z­ki berichtete: „An die Entwick­lung der Beziehun­gen wer­den von pak­istanis­ch­er Seite Erwartun­gen geknüpft, die bish­er ohne konkrete For­mulierun­gen beson­ders eine ökonomis­che und wis­senschaftlich-tech­nis­che Unter­stützung seit­ens der DDR in unre­al­is­tis­ch­er Art und Weise voraus­set­zen.“[9] An der Zahlung sub­stanzieller Entwick­lung­shil­fe an Pak­istan war die DDR jedoch nicht interessiert.

Der DDR ging es in Pak­istan nach Auf­nahme diplo­ma­tis­ch­er Beziehun­gen weniger darum, sich wirtschaftlich in die Poli­tik des indis­chen Sub­kon­ti­nents einzubrin­gen, als vor allem um eine verbesserte Sicht­barkeit im Gast­land. Dass es um diese nicht son­der­lich gut bestellt war, musste schon der erste Vertreter der DDR in Pak­istan, Wal­ter Schmidt, Anfang 1973 fest­stellen: „Eine weit­ere Erfahrung aus den ersten offiziellen und inof­fiziellen Kon­tak­ten mit Pak­istan­ern beste­ht darin, dass die DDR als Staat abso­lut unbekan­nt ist und wir in dieser Frage vom Nullpunkt anfan­gen müssen. Selb­st der Sprech­er des Par­la­ments […] begrüßte mich zwar her­zlich, wollte mir aber dann zeigen, dass er auch schon einige Poli­tik­er meines Lan­des ken­nt, indem er mir Ade­nauer, Erhardt, Kiesinger und Brandt auf­führte.“[10]

Die DDR machte sich nach Auf­nahme diplo­ma­tis­ch­er Beziehun­gen mit Pak­istan in erster Lin­ie konkrete außen­poli­tis­che Anliegen der Sow­je­tu­nion zu eigen, indem sie die „Schaf­fung eines kollek­tiv­en Sicher­heitssys­tems in Asien“ propagierte. Etwaige bilat­erale Ziele der DDR mussten demge­genüber zurück­ste­hen. So kon­nte etwa ein Han­delsver­trag nach Auf­nahme diplo­ma­tis­ch­er Beziehun­gen nicht sofort geschlossen wer­den, was nicht zulet­zt darauf zurück­zuführen war, dass die DDR sich von Pak­istan nicht auf konkrete Zusagen zum Umfang dieses Han­dels fes­tle­gen lassen wollte. Erst im Laufe des Jahres 1974 schloss die DDR ein Han­dels- und Zahlungsabkom­men sowie ein Kul­tur­abkom­men mit Pak­istan ab. Abge­se­hen davon blieben per­sön­liche Kon­tak­te und gegen­seit­ige Besuche zwis­chen der DDR und Pak­istan weit­er­hin vere­inzelt und die Wirk­samkeit der ver­schiede­nen Fre­und­schafts­ge­sellschaften sehr begren­zt. Die DDR war nun offiziell in Pak­istan vertreten, hin­ter­ließ dort jedoch kaum Spuren.

Quellen

Während die Beziehun­gen der bei­den deutschen Staat­en zu Indi­en mit Johannes Voigts Die Indi­en­poli­tik der DDR. Von den Anfän­gen bis zur Anerken­nung (1952–1972) [Köln/Weimar/Wien: Böh­lau Ver­lag, 2008] und Amit Das Gup­tas Han­del, Hil­fe, Hall­stein-Dok­trin. Die bun­des­deutsche Südasien­poli­tik unter Ade­nauer und Erhard, 1949–1966 [Husum: Matthiesen Ver­lag, 2004] bere­its umfan­gre­iche wis­senschaftliche Beach­tung gefun­den haben, existiert zum Aus­tausch von BRD und DDR mit Pak­istan noch kein­er­lei Sekundär­lit­er­atur. Solange die pak­istanis­chen Archive Aus­län­dern weit­er ver­schlossen bleiben, ist der an deutsch-pak­istanis­ch­er Diplo­matiegeschichte inter­essierte His­torik­er also zwin­gend auf eine eigene Primärquel­len­recherche in deutschen Archiv­en angewiesen. Namentlich sind dies das Poli­tis­che Archiv des Auswär­ti­gen Amts (PA AA) in Berlin und das Bun­de­sarchiv (BArch) mit seinen Stan­dorten in Berlin und Koblenz.

Bis 1979 sind die Archivbestände des MfAA im PA AA the­ma­tisch nach dem Per­ti­nen­zprinzip geord­net. Sämtliche MfAA-interne Kor­re­spon­denz und Berichte mit Bezug zu Pak­istan find­et sich im PA AA im Bestand M1 — Zen­tralarchiv. Archiva­lien, deren Laufzeit spätestens 1966 endet, sind durch eine mit A begin­nen­den Sig­natur gekennze­ich­net, die Archiva­liensignatur solch­er mit einem späteren Laufzei­t­ende begin­nt mit C. Über die MfAA-Bestände hin­aus sind jedoch natür­lich auch die Ein­schätzun­gen der „Gegen­seite“ aufschlussreich.

Das west­deutsche AA ord­nete seine Archiva­lien von Anfang an herkun­fts­be­zo­gen nach dem Prove­nien­zprinzip. Die Akten des Län­der­refer­ats „IB 5 Süd- und Ostasien, Aus­tralien, Neusee­land und Ozeanien“, das auch die bilat­eralen poli­tis­chen Beziehun­gen der Bun­desre­pub­lik zu Pak­istan bear­beit­ete, find­en sich im Bestand B 37. Als Kurio­sum ist zu ver­merken, dass das PA AA eine Akte dieses Län­der­refer­ats IB 5 offen­bar falsch klas­si­fiziert hat: Der Band 306 behan­delt zwar die Beziehun­gen der DDR zu Pak­istan, find­et sich jedoch nicht im Bestand B 37, son­dern im Bestand B 38 — Berlin und Wiedervere­ini­gungs­fra­gen. Rel­e­vante Kor­re­spon­denz und Berichte aus der bun­desre­pub­likanis­chen Botschaft in Islam­abad find­en sich außer­dem im Bestand AV Neues Amt unter dem Kürzel ISLA. Als Teil der „Beziehun­gen des Gast­landes zu Drittstaat­en“ behan­del­ten regelmäßige Berichte der Aus­landsvertre­tun­gen stets auch den Aus­tausch der jew­eili­gen Gastlän­der mit der DDR.

Zulet­zt existieren am Berlin­er Stan­dort des Bun­de­sarchivs im Bestand DY 13 — Liga für Völk­er­fre­und­schaft der DDR, der Dachor­gan­i­sa­tion der in der DDR beste­hen­den nationalen Fre­und­schafts­ge­sellschaften, Schrift­stücke ein­er eigen­ständig agieren­den pak­istanis­chen DDR-Fre­und­schafts­ge­sellschaft, die die zuständi­ge Deutsch-Südostasi­atis­che Gesellschaft der DDR um (vor allem finanzielle) Unter­stützung ihrer Arbeit bat.

Endnoten

[1]Schwab in „Außen­poli­tis­che Direk­tive für den Besuch der Del­e­ga­tion des Min­is­teri­ums für Außen­han­del und Innerdeutschen Han­del in Pak­istan“, 30. Okto­ber 1963, PA AA, M 1, A 13948.
[2]Parvez Masud Baig an Deutsch-Südostasi­atis­che Gesellschaft, 9. Dezem­ber 1971, BArch, DY 13/2240.
[3]Berg­er an AA, 25. Jan­u­ar 1971, PA AA, B 37, Bd. 634.
[4]Berg­er an AA, 23. Okto­ber 1972, PA AA, ISLA, Bd. 8149.
[5]Diesel an Botschaft Rawalpin­di, 23. Okto­ber 1972, PA AA, ISLA, Bd. 8149.
[6]Van Well an Botschaft Rawalpin­di, 24. Okto­ber 1972, PA AA, ISLA, Bd. 8149.
[7]Berg­er an AA, 26. Okto­ber 1972, PA AA, ISLA, Bd. 8149.
[8]Berg­er an AA, 25. Jan­u­ar 1973, PA AA, B 37, Bd. 100303.
[9]Maret­z­ki an Willerding/MfAA, 27. Juni 1973, PA AA, M 1, C 89/78.
[10]Schmidt an Radde/MfAA, 8. Feb­ru­ar 1973, PA AA, M 1, C 97/78.

Alexan­der Benatar, IAAW, Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin

MIDA Archival Reflex­i­con

Edi­tors: Anan­di­ta Baj­pai, Heike Liebau
Lay­out: Mon­ja Hof­mann, Nico Putz
Host: ZMO, Kirch­weg 33, 14129 Berlin
Con­tact: archival.reflexicon [at] zmo.de

ISSN 2628–5029