Von Jürgen‑K. Mahrenholz
Veröffentlicht 2020
DOI 10.25360/01–2022-00033
Foto: Ein Tonträger aus Vinyl.
Inhaltsverzeichnis
Wilhelm Doegen und die Geschichte des Lautarchivs | Technische und organisatorische Umsetzung der Plattenaufnahmen in den Kriegsgefangenenlagern | Südasiatische Sprach- und Musikaufnahmen im Lautarchiv | Schlussbetrachtung | Endnoten | Sekundärliteratur
Mit der Absicht, Sprachen und Dialekte unterschiedlicher Nationalitäten und ethnischer Gruppen auf Tonträgern festzuhalten, begab sich ab 1915 eine Kommission verschiedener Wissenschaftler in Gefangenenlager in Deutschland. Obwohl ihre Intentionen vordergründig vom Krieg unberührt schienen, wurden Kriegsgefangene so zu „Objekten“ sprachwissenschaftlicher Untersuchungen. Aufzeichnungen von Stimmdarbietungen, Sprachen, Dialekten und Musikbeispielen internierter Soldaten zu Forschungszwecken stellten einen herausragenden Teil einer größer angelegten Sammeltätigkeit der erwähnten Kommission dar. Darüber hinaus gab es weitere Sammlungsschwerpunkte, in deren Folge das Berliner Lautarchiv der Humboldt-Universität zu einem einzigartigen akustischen Bestand von internationaler Bedeutung anwuchs. An deutschsprachigen Universitäten existiert nach Umfang und historischer Tiefe keine vergleichbare Kollektion. Es handelt sich um die früheste und zugleich umfassendste systematische Tonsammlung, die zu wissenschaftlichen und dokumentarischen Zwecken mit der Schellackplatte als Schallträger realisiert wurde. Gegründet wurde jenes Archiv als Sammlung von Wissenschaftlern für Wissenschaftler, um Forschung und Lehre zu dienen. Einerseits sollten weitergehende Untersuchungen im Bereich von Phonetik, Dialektforschung, Fremdsprachenlinguistik und Ethnologie ermöglicht, andererseits im Fremdsprachenunterricht wichtige Servicefunktionen übernommen werden. Das nach Ende des Zweiten Weltkriegs zwar bewahrte, aber nicht weiter betreute und ausgebaute Archiv wurde zwischen 1999 und 2005 digitalisiert und erschlossen. Die eigene Aufnahmetätigkeit des Archivs zwischen 1915 und 1944 auf Schellackplatten ist inzwischen komplett in eine Datenbank übertragen und im Internet recherchierbar.[1]
Der folgende Artikel gibt einen Überblick über Schallaufnahmen südasiatischer Soldaten und Zivilisten aus dem Ersten Weltkrieg, die heute im Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin untergebracht sind. Jedoch lässt sich der Zugang zu diesen Schallaufnahmen des Lautarchivs nur gewinnen, wenn man sie in den wissenschafts- und institutionsgeschichtlichen Kontext einordnet. Teilweise sind diese historischen Zusammenhänge noch nicht ausreichend erforscht. Somit erhebt der folgende Abriss keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Wilhelm Doegen und die Geschichte des Lautarchivs
Die Geschichte des Lautarchivs ist eng verknüpft mit seinem Gründer Wilhelm Doegen (1877–1967). 1877, im Jahr der Erfindung des Phonographen durch Edison, in Berlin geboren, studierte Doegen nach einer abgeschlossenen Banklehre Nationalökonomie und Handelsrecht. Als Gasthörer besuchte er Vorlesungen in Anglistik an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin bei Alois Brandl. Brandl regte ihn schließlich zum Studium der Neuphilologie an. 1899/1900 verbrachte Doegen ein Auslandssemester in Oxford, wo er bei Henry Sweet (1845–1912), einem der Pioniere der modernen Phonetik, studierte. Sweet hatte maßgeblich an der Entwicklung der Phonetischen Umschrift mit ihren zahlreichen Sonderzeichen mitgewirkt.
Die Begegnung mit Sweet und seinen Arbeiten zur phonetischen Umschrift bezeichnete Doegen später als das Schlüsselerlebnis, das sein weiteres berufliches Wirken entscheidend beeinflusste. 1904 schloss Doegen sein Lehramtsstudium für Englisch, Französisch und Deutsch mit einer Examensarbeit über die Verwendung der Phonetik im Englischen Anfangsunterricht ab.
Mit großem Enthusiasmus trieb er anschließend den Einsatz der phonetischen Schrift in Unterrichtswerken in Verbindung mit den auf Schallplatten gesprochenen Texten voran.
Als Lehrer am Borsig-Realgymnasium erarbeitete er ab 1909 zusammen mit den Odeon-Schallplattenwerken in Berlin Weißensee die mehrbändige Reihe: „Doegens Unterrichtshefte für die selbständige Erlernung fremder Sprachen mit Hilfe der Lautschrift und der Sprechmaschine“. Zudem wurden Werke mit Klassikern der englischen und französischen Literatur, von muttersprachlichen Schauspielern gesprochen, für den Schulunterricht herausgegeben. Die Schellackplatte, die sich gegenüber dem Wachszylinder durch ein hohes Maß an Wiedergabequalität, Reproduzierbarkeit und Haltbarkeit auszeichnete, sollte dafür als neuartiges Lehrmittel eingesetzt werden.
Doegen pflegte gute Kontakte zum Bildungsministerium, das ihn zur Weltausstellung 1910 nach Brüssel schickte. Dort erhielt er die silberne Medaille für die Einführung der Schallplatte in Forschung und Lehre. Durch den Erfolg seiner „Lautplatten“ angespornt, entwickelte Doegen Ideen zu einem Stimmenmuseum.
Im Februar 1914 sandte er Vorschläge für die Errichtung eines „Königlich Preußischen Phonetischen Instituts“ an das Preußische Kultusministerium.
Gesammelt werden sollten demzufolge:
- Sprachen sämtlicher Völker der Erde;
- Sämtliche deutsche Mundarten;
- Musik und Gesang sämtlicher Völker der Erde;
- Stimmen großer Persönlichkeiten;
- Verschiedenes.[2]
Am 27. Oktober 1915 folgte auf Doegens Antrag die Einsetzung der „Königlich Preußischen Phonographischen Kommission“, deren Ziel es war, sowohl die etwa 250 Sprachen, die unter den Internierten der Kriegsgefangenenlager gesprochen wurden, als auch ihre traditionelle Musik systematisch aufzunehmen und zu bearbeiten. Der Tonpsychologe Carl Stumpf wurde zum Vorsitzenden ernannt.[3] In der frühen Phase akustischer Forschung galt Carl Stumpf als die unumstrittene Autorität auf diesem Gebiet, ihm vertraute deshalb das Ministerium auch die Leitung der neuen Initiative an. Insgesamt setzte sich die Kommission aus etwa 30 Wissenschaftlern aus den Bereichen Anthropologie, Sprach- und Musikwissenschaft zusammen. Namhafte Mitglieder der Kommission waren unter anderem Otto Dempwolff (Medizin, afrikanische, indonesische und Südsee-Sprachen), Felix von Luschan (Anthropologie), Friedrich Carl Andreas (iranische Sprachen), Alois Brandl (englische Dialekte), Adolf Dirr (kaukasische Sprachen), Helmuth von Glasenapp (Punjabi, Hindi), August Heisenberg (Griechisch), George Schünemann (Musikwissenschaft), Heinrich Lüders (Bengali, Paschtu, Gurung). Zwischen dem 29. Dezember 1915 und dem 19. Dezember 1918 zeichnete die „Königliche Preußische Phonographische Kommission“ ungefähr 250 Sprachen, Dialekte und traditionelle Musik unter den Kriegsgefangenen des Deutschen Reiches auf 2.672 akustische Medien (Grammophon-Platten und Wachswalzen) auf. Zum Aufbau dieser Sammlung wählten die Mitglieder der Kommission 31 der insgesamt 175 Gefangenenlager in Deutschland aus.[4] Einige dieser Lager wurden mehrfach aufgesucht, so dass die Kommission insgesamt 49 Forschungsreisen in Gefangenenlager unternahm. Mit Ausnahme Österreich-Ungarns,[5] war diese Form des Sammelns von ethnografischen Materialien einzigartig während des Ersten Weltkrieges. In Deutschland wurde die Aktivität der Phonographischen Kommission während der Kriegsjahre geheim gehalten.
Doegen selbst war für die technische Umsetzung der grammophonischen Aufnahmen zuständig. Zusammen mit den Fachvertretern und einem Techniker realisierte er 1.650 Aufnahmen, die zu zwei Dritteln Sprachen und zu einem Drittel Musik beinhalten.
Der Musikwissenschaftler Georg Schünemann führte dagegen ausschließlich Musikaufnahmen mit dem Phonographen durch. Er arbeitete meistens allein und nutzte nicht den standardisierten Personalbogen der Phonographischen Kommission, der im nachfolgenden Abschnitt erläutert wird (siehe unten). Seine Sammlung umfasste 1.022 Wachswalzen, die heute im Phonogramm-Archiv untergebracht sind.[6]
Während der Wirren der Novemberrevolution 1918 erwirkte Wilhelm Doegen im Kultusministerium die persönliche Verfügungsgewalt über die grammophonischen Aufnahmen und veranlasste später, dass diese als Grundstock in die am 1. April 1920 gegründete „Lautabteilung an der Preußischen Staatsbibliothek“ überführt wurden.[7] Der Vorsitzende der Phonographischen Kommission Carl Stumpf wurde über diesen Schritt unzureichend informiert und reagierte entsprechend ungehalten.[8] Seiner Meinung nach hätte die Sammlung als Eigentum des Kultusministeriums in geschlossener Form erhalten bleiben sollen. Stattdessen wurde mit Gründung der Lautabteilung die Sammlung der Phonographischen Kommission nach dem Aufnahmemedium (Schellackplatten in der Lautabteilung und Edisonzylinder im Phonogramm-Archiv) getrennt und seitdem an zwei verschiedenen Orten aufbewahrt.
Neben den grammophonischen Aufnahmen der Phonographischen Kommission wurde in der Lautabteilung auch die sogenannte „Darmstädtersche Stimmensammlung“ aufbewahrt, mit deren Aufbau Doegen 1917 begonnen hatte. Diese Aufnahmen von Stimmen berühmter Persönlichkeiten wurden mit finanzieller Unterstützung des Chemikers Prof. Dr. Ludwig Darmstädter realisiert. Zweck der Sammlung war laut Schenkungsvertrag: „Stimmen von solchen Persönlichkeiten aufzubewahren, an deren Erhaltung für die Nachwelt ein historisches Interesse vorliegt“.[9] Unter diesem Personenkreis wurden Politiker, Wissenschaftler und Künstler verstanden.
Diese Aufnahmen waren als Ergänzung der „Ludwig Darmstädterschen Autographensammlung zur Geschichte der Wissenschaft“ gedacht, die Darmstädter 10 Jahre zuvor der „Königlichen Bibliothek“ geschenkt hatte.[10] Ehrenamtlich als Leiter der Sammlung fungierend, unterstand Doegen bezüglich neuer Schallaufnahmen der Entscheidung eines Kuratoriums.
Die Platten dieser Stiftung tragen die Signatur Aut (= Autophon). Die erste offizielle Aufnahme mit der Signatur Aut 1 wurde von Kaiser Wilhelm II. mit dem Titel „Aufruf an mein Volk“ am 10. August 1918 im Schloss Bellevue aufgenommen, eine Rede, die er ursprünglich im August 1914 gehalten hatte. Hier wird bereits ein Kennzeichen der Stimmenporträts deutlich, denn bei diesen Aufnahmen handelt es sich ausnahmslos um nachgesprochene Passagen aus Reden oder Vorträgen. Die zeitliche Differenz zwischen gehaltener Rede und Aufnahme reichte von nur wenigen Tagen bis zu 4 Jahren. Ein weiteres Merkmal dieser Aufnahmen ist, dass die Wachsmatrizen nach erfolgreicher Stimmenaufzeichnung von den betreffenden Persönlichkeiten signiert wurden.
Eine Sonderstellung nahm die wahrscheinlich nur sammlungsintern genutzte Platte Aut 0 ein. Diese jeweils zur Hälfte von Doegen und Darmstädter besprochene Platte ist in den Unterlagen des Archivs nicht verzeichnet und wurde erst bei einer Revision der Bestände unter den 7.500 Platten gefunden. Doegen und Darmstädter legen in dieser Aufnahme ihre Beweggründe zum Aufbau bzw. der finanziellen Unterstützung der Sammlung dar. Die „Aut“-Signatur wurde 1924 eingestellt, weil Darmstädter seine Stiftung zurückzog.
Doegen, 1920 als Direktor der Lautabteilung eingesetzt, unterstand jedoch auch hier einer „Lautkomission“, die, ähnlich der Phonographischen Kommission, über die Aufnahmetätigkeit befand und sich zum Teil aus demselben Personenkreis zusammensetzte. Als Direktor der Sammlung war Doegen mit der technischen Realisierung, Konservierung, Verwertung und öffentlichen Bereitstellung der Plattensammlung betraut.
Die Aufnahmen der Lautabteilung erhielten das Signaturensigel LA (= Lautabteilung). Das Sammlungsfeld weitete sich thematisch erheblich aus. Neben „Sprache und Musik sämtlicher Völker“ befasste man sich nun vor allem auch mit der Dokumentierung von Mundarten des Deutschen. In Zusammenarbeit mit Ferdinand Wrede aus Marburg entstanden die Aufnahmen zum deutschen Sprachatlas mit den „40 Wenkerschen Sätzen“. Neben den diversen Aufnahmeexpeditionen durch Deutschland gab es Expeditionen in die Schweiz, nach Irland und Lettland. Das Aufnahmefeld „Berühmte Persönlichkeiten“ der Aut-Signatur wurde nach Darmstädters Rückzug in der LA-Signatur fortgesetzt und im Sinne von „Personen öffentlichen Interesses“ erweitert. Stimmen von Personen, die technische Neuerungen entwickelten, bis hin zu Pionieren der Luftfahrttechnik erhielten somit Einzug in die Sammlung.
1925 entstanden Tierstimmenaufnahmen in Kooperation mit dem Zirkus Krone. Aus den Personalbögen geht hervor, dass ein Tag nach den Aufnahmen von Wildtieren wie Elefanten, Seelöwen, Braunbären und Tigern auch so genannte „Edle Wilde“ vor den Trichter geholt wurden, die ebenso Bestandteil der Zirkusvorstellungen waren. Durch die Aufnahmen der Häuptlinge der Iowa und Ceyenne gelangten Schalldokumente der Sioux- und Algonkin-Sprache in die Sammlung.
Unregelmäßigkeiten in der Buchführung hatten im Juli 1930 Doegens Beurlaubung zur Folge. Im Oktober 1931 konnte er die Arbeit zwar wieder aufnehmen, die Verwaltung der Lautabteilung wurde jedoch der Universität unterstellt. Schließlich bewirkte im Mai 1933 das nationalsozialistische „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Doegens Entlassung.
Nachdem 1934 der Afrikanist und Phonetiker Diedrich Westermann die Leitung der Lautabteilung übernommen hatte, wurde sie zunächst zur Lehr- und Forschungsstätte für Phonetik erweitert und als „Institut für Lautforschung“ in die Universität integriert, dann 1935 in die Abteilungen Linguistik, Musik und Phonetisches Laboratorium unterteilt, denen jeweils ein Fachwissenschaftler vorstand.[11] In dieser Form bestand das Archiv bis 1944.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden zwischen 1939 und 1941 wiederum Tondokumentationen von Kriegsgefangenen angefertigt. Neben deutschen Lagern wurden diesmal auch französische Internierungsstätten aufgesucht. In Frankreich lag ein besonderer Schwerpunkt auf afrikanischen Sprachaufnahmen. Diese Kampagne war jedoch nach Umfang und Ausstattung nicht mit den Aktivitäten unter Leitung von Carl Stumpf im Ersten Weltkrieg zu vergleichen.
Nach 1945 kam es zu mehrfachen Umstrukturierungen des Instituts für Lautforschung, bis es durch die III. Hochschulreform der DDR (1967–72) seine Selbstständigkeit verlor und als „Abteilung Phonetik/ Sprechwissenschaft“ in die Sektion „Rehabilitationspädagogik und Kommunikationswissenschaft“ eingegliedert wurde. Dem Lautarchiv wurde in dieser neuen Einrichtung kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt, die Sammlungstätigkeit war schon seit langem zum Erliegen gekommen. Im Jahre 1981 sollte es gar vollends „entsorgt“ werden. Jedoch erkannte der Musikethnologe Jürgen Elsner den großen Wert der unzureichend geschützten Sammlung und trug dafür Sorge, dass sie fortan im Musikwissenschaftlichen Institut Am Kupfergraben 5 in abschließbaren Räumen sicher verwahrt werden konnte. Dieter Mehnert betreute die Sammlung in den 1990er Jahren und publizierte 1996 einen ersten zusammenfassenden Bericht über das Lautarchiv.[12]
Technische und organisatorische Umsetzung der Plattenaufnahmen in den Kriegsgefangenenlagern
Die grammophonischen Aufnahmen unter der Aufsicht von Wilhelm Doegen wurden folgendermaßen realisiert: Welche Sprachen die Kommissionsmitglieder in den einzelnen Lagern unter den Gefangenen vorfanden, ging aus Listen hervor, die die Lagerkommandanten an die Kommission sandten, doch waren die Inhalte der Listen nicht immer korrekt. Die Kommission bzw. die einzelnen Fachvertreter bestimmten, wer aufgenommen werden sollte, und vor jeder Aufnahme wurde ein Personalbogen (siehe Abb. 3) ausgefüllt.
Dieser gibt neben der Dokumentierung der Aufnahme genaue Auskunft über die Herkunft und den sozialen Hintergrund des Sprechers oder Sängers sowie seiner sprachlichen Genese. Ferner galt das Ideal, dass keine Aufnahme gemacht werden sollte, bevor nicht eine Transliteration[13] des Textes aus der im jeweiligen Heimatland üblichen Schriftsprache, neben einer phonetischen Umschrift und einer deutschen Übersetzung vorlag. Da sich die Sprecher und Sänger nicht immer an die abgesprochenen Texte hielten, mussten nicht selten nach Fertigstellung der Platten erneut Transkriptionen geschrieben werden. Transkriptionen von Musikaufnahmen wurden generell erst nach Pressung der Platten angefertigt.
Die Aufnahmen (zwei Drittel Sprach‑, ein Drittel Musikaufnahmen) umfassten unterschiedliche thematische Bereiche:
- Bei noch weitestgehend unbekannten Sprachen wurden Wortgruppen quasi als Wörterbücher und Wörter, die in der Sprache leicht zu verwechseln sind, aufgenommen.
- Märchen, Erzählungen und Anekdoten.
- Insbesondere Kriegsgefangene aus Großbritannien und Frankreich, aber auch aus anderen europäischen Staaten sollten die Parabel vom verlorenen Sohn aus der Bibel (Lk XV, 11ff.) in ihrem Heimatidiom sprechen. Auf diese Weise wurden Dialekte aller englischen Grafschaften dokumentiert und konnten untereinander direkt verglichen werden.
- Den Großteil der Musikaufnahmen bilden Gesänge, nur wenige Aufnahmen sind rein instrumental.
Die Tätigkeit der Phonographischen Kommission erstreckte sich nicht nur auf Schalldokumentationen und deren schriftliche Niederlegung, sondern es wurden auch Gaumenabdrucke – so genannte Palatogramme – von dem Zahnarzt Alfred Doegen[14] hergestellt, um sich über die genaue Zungenstellung bei komplizierten Lautfolgen ein exaktes Bild machen zu können. Sogar Röntgenaufnahmen des Kehlkopfs bei bestimmten Sprechlauten wurden für die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse angefertigt.
Der damalige Direktor des Berliner Völkerkundemuseums Felix von Luschan führte anthropologische Studien und Messungen an den Gefangenen durch.[15] Von fast allen Sprechern und Sängern wurden Fotografien nach dem damaligen Muster der ethnographischen Aufnahme einmal in Vorderansicht und einmal im Profil erstellt. Von diesen Fotos sind heute noch etwa 50 im Lautarchiv erhalten, doch leider lassen sich nicht alle den entsprechenden Sprech- oder Gesangsdokumenten eindeutig zuordnen.
Neben Sprechproben west- und osteuropäischer Sprachen gibt es einen nicht unerheblichen Anteil von afrikanischen und asiatischen Sprach- und Musikaufnahmen. Diese Schalldokumente gehören teilweise zu den frühesten akustischen Zeugnissen ihrer Art. Aufgrund ihrer orthographischen und phonetischen Transkriptionen, ergänzt durch Übersetzungen ins Deutsche, waren sie schon zu ihrer Entstehungszeit bestens dokumentiert. Daher kann es zu einer Platte von dreieinhalb Minuten Lauflänge bis zu 35 Seiten schriftlicher Dokumentation geben. Dieser wissenschaftliche Charakter der Sammlung macht ihre Besonderheit und ihren unschätzbaren Wert für heutige Forschungsvorhaben aus.
Südasiatische Sprach- und Musikaufnahmen im Lautarchiv
Die heutigen Länder Südasiens, aus denen es im Lautarchiv Schalldokumente gibt, sind folgende: Afghanistan, Bangladesch, Indien, Nepal, Pakistan, Sri Lanka. Ohne Ausnahme erfolgten alle Aufnahmen unter Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges mit Sprechern oder Sängern aus den damaligen Territorien Britisch-Indiens und aus Nepal in Wünsdorf.
Mit elf Reisen zu Aufnahmezwecken war Wünsdorf der am häufigsten Aufgrund seines hohen Anteils an muslimischen Gefangenen wurde das dortige Lager auch als „Halbmondlager“ bezeichnet.[16] Etwa 40 Kilometer südlich von Berlin gelegen, war Wünsdorf durch die kulturelle Vielfalt unter den Gefangenen, von denen viele aus Gebieten stammten, die den Kolonialmächten England und Frankreich gehörten, besonders interessant für Wissenschaftler. Von den Mitgliedern der Kommission wurden rund 65 Idiome klassifiziert. Bis auf einige Ausnahmen in Englisch [17], Maltesisch, und Neukaledonisch, lassen sich die Aufnahmen überwiegend Sprachen in Afrika und Asien zuordnen. Aufnahmen in asiatischen Sprachen umfassen: Hindi/Hindustani/Urdu, Punjabi, Bengali, Gahwali, Alt-Hindi, Belutschi, Paschtu, Khasi, Limbu, Nepali, Magari, Gurung, Rai, Englisch (Nepal), Vietnamesisch (Vietnam), Tatarisch, Avarisch, Baschkirisch, Udmurtisch (Russische Föderation), Kirgisisch (Kirgisien).
Aus Afrika stammen die folgenden Sprachen: Baule (Elfenbeinküste), Dahomeen, Bariba (Benin), Bobo (Burkina Faso), Mosi, Samogo (Burkina Faso, Mali), Wolof, Poular (Senegal), Ful (Mali, Sudan, Senegal, Guinea), Kasonge (Mali), Zarma (Mali, Nigeria), Kwa (Togo), Kru (Liberia), Malinke, Toma (Guinea), Soso (Sierra Leone, Guinea), Bantu, Swahili, Mwali, Ngazidja, Nzwani (Komoren), Somali (Somalia), Bambara (Sudan, Mali, Senegal), Mandara, Kanuri (Sudan), Haussa (Sudan, Mali), Yoruba (Nigeria), Anyi (Ghana), Arabisch (Algerien, Tunesien, Marokko, Russische Föderation), Berberisch (Algerien, Marokko), Kabyllisch (Algerien), Betsileo, Betsimisaraka, Bezanozano, Merina, Sakalave, Syanaka, Taisaka, Tanosy (Madagaskar).
In unmittelbarer Nähe zum „Halbmondlager“ in Wünsdorf befand sich das Lager Weinberge in Zossen. Dort waren muslimische Soldaten aus der russischen Armee interniert. Während der Initialphase der Aufnahmetätigkeit wurden im Weinberglager nur sieben Platten mit tatarischen Liedern aufgenommen. Ansonsten erfolgten alle Aufzeichnungen der im Lager Weinberge untergebrachten russischen Muslime im Halbmondlager.[18] Das bedeutet, dass es in dieser Hinsicht zwischen beiden Lagern, die darauf ausgerichtet waren, die Internierten durch gezielte Propaganda zum Überlaufen auf die deutsche Seite zu bringen, eine ständige Bewegung gegeben haben muss. Zum Beispiel stammte der in Arabisch vorgetragene und in Wünsdorf aufgenommene „Gebetsruf der Mohammedaner“ von einem Tataren aus Tobolsk, der wiederum im Weinberglager untergebracht war.[19] Auch stand im „Halbmondlager“ eine Moschee, von der aus der Muezzin zum Gebet hätte rufen können.
Etwa die Hälfte der Mitglieder aus der Phonographischen Kommission besuchte das „Halbmondlager“ zur Anfertigung grammophonischer Aufzeichnungen. Sie bespielten 482 Platten mit 765 Einzeltiteln, was knapp 30% aller Aufnahmen entspricht, die unter Doegens Ägide entstanden sind. Für den südasiatischen Bereich sind hier die Tondokumente relevant, die von den Kommissionmitgliedern Heinrich Lüders, Friedrich Carl Andreas, Helmuth von Glasenapp, Alois Brandl und Josef Horovitz aufgezeichnet wurden. Insgesamt umfasst dieser Sammlungsteil 282 Titel auf 193 Schellackplatten. Auf diese Aufnahmen wird im Folgenden genauer eingegangen. Zu den meisten Titeln liegen die Originaltexte in den südasiatischen Sprachen und Schriften, sowie deren phonetische Umschriften, Transliteration und Übersetzungen vor.
Von dem Indologen und Orientalisten Heinrich Lüders[20] stammen mit 150 Einzeltiteln auf 98 Platten die meisten Aufnahmen. Davon sind mit 70 Titeln die meisten in Nepali. Bemerkenswert ist dabei, dass Lüders neben vielen nepalischen Erzählungen überwiegend Lieder aufnahm. In den anderen in größerer Anzahl durch ihn aufgezeichneten Sprachen – Gurung (23)[21], Khasi (17), Bengali (13) – sind mehrheitlich Erzählungen dokumentiert, aber auch neutrale Beispiele wie „Alphabet“ und „Sprechprobe“. Bei den Sprechproben zu Gurung hat sich Lüders nicht an die eingangs erwähnte Abfolge von vorhergehender Transkription der Texte und anschließender Aufnahme gehalten, denn begleitend zur Übersetzung der Platten PK 636 und 637 schreibt er:
Die Stücke sind in einem Hindi-Dialekt abgefaßt, doch ließ sich nicht feststellen in welchem. Bei der fehlerhaften Orthographie und der nach dem Gehörten wiedergegebenen phonetischen Umschrift war es zwei von mir herangezogenen gebildeten Indern ebenso wenig als mir selbst möglich, eine vollständige Übersetzung herzustellen.[22]
Unter den weiteren, von Lüders aufgenommenen Sprachen[23] sticht die einzige englische Aufnahme – mit Ausnahme von militärischen Kommandos – eines Gefangenen in Wünsdorf hervor. Die Platte mit der Signatur PK 271 wird von Ganga Ram, einem aus Nepal stammenden Kriegsgefangenen gesprochen. Außergewöhnlich an dieser Aufnahme ist zum einen, dass er nicht in seiner Muttersprache Khasi spricht, zum anderen, dass er die Parabel vom „Verlorenen Sohn“ aus der Bibel wiedergibt, die nichts mit seinem religiösen Hintergrund als Hindu zu tun hat.
Durch Helmuth von Glasenapp,[24] einem Indologen und Religionswissenschaftler, der während des Ersten Weltkrieges Mitarbeiter für die Propagandainstitution des Auswärtigen Amts „Nachrichtenstelle für den Orient“ war, wurden 56 Platten mit 86 Titeln aufgezeichnet. Er befasste sich mit den Sprachen Punjabi (34), Hindi (49), Althindi (2) und Garhwali (1), wobei gesungene Lieder gegenüber Erzählungen und rezitierten Gedichten dominieren.
Für 22 Schallträger mit 26 Aufnahmen war der Orientalist Josef Horovitz[25] verantwortlich. Seine Aufnahmen des Hindustani (21) und Belutschi (5) sind geprägt von Erzählungen, es handelt sich vornehmlich um Märchen und Anekdoten.
Als Iranist und Orientalist erhielt Friedrich Carl Andreas[26] 1903 den Lehrstuhl für Westasiatische Sprachen an der Universität Göttingen. Unter seinen insgesamt 16 Aufnahmen des Paschtu, die sich über 13 Schellackplatten erstrecken, sind neun Lieder. Auffallend häufig sind Scherzlieder in seiner Aufnahmeliste vermerkt.
Alois Brandl,[27] Philologe und Anglist an der Berliner Universität, zeichnete im „Halbmondlager“ lediglich vier Einzeltitel von indischen Kriegsgefangenen auf vier Platten auf. Anders als bei seinen übrigen 260 Titeln für die Phonographische Kommission handelt es sich hier um akustische Signale mit einem Posthorn und englische Militärkommandos.
An dieser Stelle sollen auch die Aufnahmen von Georg Schünemann nicht unerwähnt bleiben. Bei seiner Auflistung der Walzen aus den Kriegsgefangenenlagern nennt er folgende Ethnien und Stückzahlen: 16 Gurkha, 4 Sikh, 7 Thakor und 1 Hindustani.[28]
Inhaltlich gestalteten sich diese Aufnahmen in den seltensten Fällen so neutral, wie es von der Kommission intendiert war. Eine der vier Erzählungen in Punjabi, die von Glasenapp aufnahm, hatte direkt mit einem Wunsch der Internierten zu tun, der mit dem Lager und der religiösen Einstellung der Sikh in Verbindung steht. Die Platte PK 676 wurde von Sundar Singh am 5. Januar 1917 unter dem allgemeinen Titel „Erzählung“ besprochen. Um scharfe Kritik an dem Umgang der Lagerleitung mit den religiösen Gefühlen der Sikh zu üben, lobte er zunächst die Lebensumstände in übermäßiger Form:
Om, durch die Gnade des wahren Guru. Der Guru (oder: der Granth) hat mit großer Gnade auf uns geblickt, denn er hat sich uns im fremden Lande und in dieser Gefangenschaft und in diesem Gefängnis gezeigt. Wir sind so glücklich, daß wir selig sind. Es kann kein größes Glück für uns geben, als dieses; es ist größer als selbst das Glück des Friedens. Die religiöse Versammlung ist dadurch glücklich. Wir betrachten den Granth Sahib als das Ebenbild des 10 Gurus und verehren ihn sehr. Wenn irgendeiner ihn nicht ehrt, oder ihn nicht ehren will, so wird jeder Singh bereit sein, entweder an diesem Ort sein Leben zu geben, oder wird es nicht dulden, ihn [den Granth] entehrt zu lassen. Bis jetzt hat unser Guru Saheb [d.h. der Granth] keine Decke erhalten. Wären wir in Indien und hätte unser Guru Sahib keine Decke, so würden wir keine Speise zu uns genommen haben. Wir haben viel versucht, aber unser Guru Sahib hat bis jetzt noch keine Decke erhalten. Wenn wir an diesem Ort keine Speise essen würden, so würden wir sehr schnell sterben, weil in unseren Körpern keine Kraft ist, denn Sie wissen, dass diese (Leute) kein Essen wie in Indien erhalten. Deshalb können wir das Essen nicht aufgeben. Daß die Engländer uns unseren Guru Granth Sahib gesandt haben, was hat das für einen Zweck? Denken Sie selber über diese Sache nach und geben Sie uns schnell Antwort.
Wenn wir die Bewohner Deutschlands sehen, sind wir sehr glücklich, aber wir glauben, dass die Deutschen von uns nicht so denken, wie wir von ihnen. Wenn die Deutschen so dächten, so würden sie das Haus [d.h. den Tempel] unseres Gurus [d.h. des Granth] ehren.
P.S. Bezieht sich auf den Wunsch der Gefangenen, für ihr heiliges Buch, den „Granth“ eine Decke zu erhalten.[29]
Nicht immer wurde Kritik an der Lagersituation so offen vorgetragen. Oftmals wurden das zermürbende Dasein als Gefangener und die Ansichten und Gefühle in der dezenten Form einer Fabel, eines Märchens oder einer Anekdote zum Ausdruck gebracht, wie in dem folgenden Beispiel, das ebenfalls zu dem von Glasenapp aufgenommenen Bestand gehört:
Ein Bauer war mit einem Tiger befreundet. Die Freundschaft war sehr gross. Beide pflegten zusammen Brot zu essen. Eines Tages kam der Tiger in das Haus des Bauern. Die Frau des Bauern sagte: ‚Du hast Freundschaft geschlossen mit Schakalen, Wölfen und Tigern, hast du gar kein Schamgefühl? Seitdem der Tiger in unser Haus kommt, herrscht im Hause ein sehr schlechter Geruch.‘ Als der Tiger dies hörte, geriet er in Zorn und ging aus dem Hause heraus. Der Bauer brach mit ihm auf. Der Tiger sagte zu dem Bauer: ‚Du bist nur dann mein Freund, wenn du mit einer Axt auf meinen Kopf schlägst.‘ Da leistete der Bauer seinem Wunsch Folge und schlug mit der Axt, dann verliess der Tiger ihn. Als nach einem Jahr der Tiger den Bauern wieder traf, da sagte der Tiger: ‚Jetzt sieh mal die Wunde der Axt, mit der du auf meinen Kopf geschlagen hast.‘ Als der Bauer nach der Wunde sah, da war keine Wunde mehr vorhanden. Der Tiger sagte: ‚Die Wunde, die von der Axt herrührte, die ist jetzt verschwunden, das aber, was deine Frau gesagt hat, das ist eine Wunde für mein ganzes Leben geworden. Jetzt ist die Freundschaft zwischen uns aus.‘ Sieh, mein Lieber, diese Rede hat sogar ein Tier nicht vergessen, wie könnte ein Mann etwas (derartiges) vergessen?[30]
Unabhängig davon, ob es sich um eine überlieferte oder erst im Lager entstandene Geschichte handelt, ist hier entscheidend, dass sie in einem Gefangenenkontext vorgetragen wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass sich Ishmer Singh hier in der Rolle des Tigers befand, der mit dieser Geschichte seinen nach außen nicht sichtbaren Wunden Ausdruck verleihen wollte, die von Krieg und Gefangenschaft herrühren.
Die im ersten Teil des Textes erwähnten Palatogramme und Röntgenaufnahmen waren nicht die einzigen Untersuchungen, die in Richtung der physischen Anthropologie weisen. Gerade die Gefangenen des „Halbmondlagers“ wurden häufig Gegenstand anthropologischer Untersuchungen. Auf Einladung von Felix von Luschan (Königliches Museum für Völkerkunde in Berlin, Professor für Anthropologie an der Berliner Universität) führten der Österreicher Rudolf Pöch und sein Assistent Josef Weniger Untersuchungen an westafrikanischen Gefangenen durch, die erst 1927 in Wien veröffentlicht wurden.[31] Pöch führte in österreichischen und ungarischen Kriegsgefangenenlagern in weitaus größerem Maßstab anthropologische Studien durch, zu deren Ergänzung die Daten aus dem „Halbmondlager“ herangezogen werden sollten. Egon von Eickstedt, ein Schüler von Luschans, führte Körpervermessungen an den Sikh durch, um hieraus eine Typologie zu erarbeiten, ein Versuch, der letztlich scheiterte.[32]
Bei allen Aktivitäten der Phonographischen Kommission fällt auf, dass die von ihr betriebenen Dokumentationen nicht dazu dienten, die Individualität einer Person zu betonen. Das Gegenteil ist der Fall: die Individualität der Gefangenen wurde nur als eine Ausprägung auf einer soziokulturellen Matrix festgehalten. Der Zweck des Fragenbogens bestand einzig darin, den Internierten in ein bestehendes Ethnien-Sprachen-Schema einzuordnen. Alle darüber hinausgehenden Informationen waren für die Phonographische Kommission nicht von Belang. Auch wurde es nicht als Mangel gewertet, dass die Erhebungen ohne kulturellen Kontext durchgeführt wurden. Hieran lässt sich auch die Verschränkung der Sammlungsstrategie mit der herrschenden Politik aufzeigen. Die Phonographische Kommission verfolgte mit ihrer Dokumentation von Sprachen und Musikstilen das Ziel, den repräsentativen, weltweiten Ansprüchen einer Kolonialmacht zu genügen. Es sollte auf diese Weise das weltumspannende Kulturinteresse der Deutschen und deren Streben nach Anerkennung als Kolonialmacht unterstrichen werden. Die Idee Doegens war nicht nur, ein Stimmenmuseum als Selbstzweck zu errichten, sondern er verfolgte auch weitergehende kommerzielle Absichten. Zum Beispiel sollten die Aufnahmen nach einem für das Deutsche Reich erfolgreichen Ausgang des Krieges bei der landessprachlichen Ausbildung von Kolonialbeamten eingesetzt werden.
Die erhobenen Daten in den Personalbögen führten weder auf, aus welchen familiären Umständen der Internierte stammte, noch wie es überhaupt dazu kam, dass er in den Krieg zog. Da die Sprachaufnahmen ein einmaliger Akt waren und kein weitergehendes Interesse an dem Schicksal des Gefangenen bestand, finden sich auch keine Angaben darüber, ob er die Gefangenschaft überlebte und ob er in sein Heimatland zurückkehrte, ob er eine Familie gründete oder ohne Nachfahren blieb.
Diese Beispiele sollen verdeutlichen, welche Art von Informationen in dem Archiv fehlen. Andererseits gibt es kaum ein anderes historisches Schallarchiv, das über so reichhaltige Daten zu seinen Aufnahmen verfügt. Auch wenn die Informationen nicht vollständig sind, so hat das Lautarchiv eine günstige Ausgangslage, die weitere Forschungen nach Nachfahren und weiteren Informationen ermöglicht. Deswegen birgt dieses Archiv für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Möglichkeit, Krieg nicht nur auf abstrakte Weise als einen zwischenstaatlichen Konflikt zu betrachten; sondern nach persönlichen Schicksalen zu forschen und die Geschichte des Krieges auch von einem individuellen Standpunkt aus zu erforschen.
Alois Brandl schrieb 1925 über die Qualitäten der von ihm in den Kriegsgefangenenlagern gesammelten akustischen Quellen britischer Dialekte:
Überblicke ich das Material, das ich in 15 Lagern zusammenholte, aus summarischer Beobachtung von etwa 1000 Dialektsprechern und aus genauer Aushorchung von 75, so hat es bei aller Buntheit der Herkunft eine Eigenschaft, die durchgeht: es ist nicht aus Büchern oder Zeitungen geschöpft, sondern aus dem Leben. […] Hier erklingt ein Chor von Kriegsteilnehmern, deren Stimmen sonst verhallt wären; sie werden nach Jahrhunderten noch reden als jener Teil von Englands Seele, der in kritischer Zeit zu handeln und zu dulden, doch öffentlich nichts zu sagen hatte. Gute Kerle, wie unermüdlich habt Ihr Eure Sprüchlein wiederholt, bis sie eingelegt waren im Museum der Linguistik!
[…]
Eines Tages wird das bessere England, […], wieder erwachen und diese Kulturarbeit mitten im ärgsten Waffengetümmel der Weltgeschichte würdigen; bis dahin mag sie ruhig als bloße „Dialektologie“ im Winkel stehen, als bizarres Philologentum, als deutsche Träumerei.[33]
Von allen hier genannten Wissenschaftlern, die im „Halbmondlager“ akustische Aufnahmen unter südasiatischen Kriegsgefangenen durchgeführt haben, ist Alois Brandl neben Heinrich Lüders [34] der einzige, der zu den Forschungen und Aufnahmen in Kriegsgefangenenlagern in dem 1925 erschienenen Buch „Unter fremden Völkern“ Bezug nimmt. Die drei in dem Buch publizierten Aufsätze von Helmuth von Glasenapp gehen weder auf die Situation im Gefangenenlager noch auf die von ihm erstellten Aufnahmen ein.[35] Auch der Aufsatz von Friedrich Carl Andreas enthält keine Andeutung hinsichtlich seiner Besuche in einem Gefangenenlager.[36] Josef Horovitz verweist zumindest im letzten Absatz seines Artikels über „Die indischen Mohammedaner“ auf seine Tätigkeit in Kriegsgefangenenlagern.[37]
Auch in den Begleitheften zu den Schellackplatten der Lautabteilung, die die phonetische Umschrift und Transliteration der Platteninhalte in gedruckter Form enthalten, werden zwar auf Grundlage der Personalbögen die Lebensstationen der Aufgenommenen und ihre Sprachkenntnisse erwähnt , aber es gibt keinen Hinweis auf die Entstehung der Aufnahmen in Internierungslagern.[38]
Schlussbetrachtung
Für diejenigen, die die Situation von Südasiaten – inhaftiert in deutschen Internierungslagern während des Ersten Weltkrieges – näher untersuchen wollen, ist eine besondere Quellengattung vorhanden. Ein akustisches Dokument, die Schellackplatte, liefert Informationen ganz eigener Art. Stimmen im Originalton geben Zeugnis einer außergewöhnlichen Situation. Trotz des Rauschens und Knisterns geben die Aufnahmen ein Gefühl der Unmittelbarkeit, geschaffen nicht zuletzt durch die Techniken, die von Beginn an für Tonaufnahmen benutzt wurden. Diese Tondokumente sind Teil des kulturellen Erbes und bieten Linguisten, Historikern, Kultur- und Literaturwissenschaftlern und ‑wissenschaftlerinnen aus allen Ländern ein unschätzbarer Korpus an Forschungsmaterial.
Die Überspielung des Kernbestandes der Schellackplatten aus den Jahren 1915–1944 konnte gemeinsam mit dem Aufbau der Datenbank im Februar 2005 abgeschlossen werden. Die digitalen Dateien dieser insgesamt 3.825 Platten liegen nun in WAV-Format und als MP3-Dateien für den Gebrauch in der Datenbank vor. Da auf einer Plattenseite oftmals mehr als eine Aufnahme vorhanden war, gingen aus den übertragenen Platten insgesamt 6.806 Datensätze hervor. Aufgrund der umfassenden Dokumentation zu den einzelnen Aufnahmen hat sich das Lautarchiv als internationale Referenzstelle für ähnliche akustische Sammlungen etabliert.
In den letzten Jahren dienten die Dokumente des Lautarchivs unter anderem auch als Grundlage für Ausstellungen und Filmproduktionen. In Bezug auf die Aufnahmen von Sprachen und Musik Südasiens ist hier insbesondere Philip Scheffners Film- und Ausstellungsprojekt „The Halfmoon Files“ zu nennen. Ausgangsbasis seiner Recherchen bildeten die Sprachaufnahmen im Lautarchiv von Soldaten aus Britisch-Indien.[39]
Der Beginn des Ersten Weltkrieges liegt 100 Jahre zurück. Diese Zeitspanne sollte es gestatten, das gesammelte Material, welches nicht nur ein mehrsprachiger Träger von Sprachproben, sondern auch ein bedeutender kulturhistorischer Bestand ist, zu evaluieren und umfassend, aus verschiedenen akademischen Perspektiven zu analysieren. Diese Forschung sollte durch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit muttersprachlichen Kenntnissen aus den jeweiligen Regionen durchgeführt werden, da sie über die besten Voraussetzungen verfügen, um die verschiedenen phonetischen, semantischen und pragmatischen Informationsebenen des akustischen Materials zu entwirren und sie in ihre entsprechende kulturellen und historischen Kontexte zu bringen.
Endnoten
[1] <http://www.sammlungen.hu-berlin.de>, Rev. 2013-02-28. Derzeit ist als Abfragesprache nur Deutsch möglich. Da die Datenbank eine Reihe weiterer Sammlungen umfasst, bietet sich zur alleinigen Suche im Bestand des Lautarchivs unter „Thesaurus“ eine Einschränkung auf Sprachen bzw. Sprachfamilien an. Aus Urheberrechtsgründen sind in der Online-Version der Datenbank die Sounddateien nicht abhörbar.
[2] Doegen, Wilhelm (Hg.). Unter fremden Völkern – Eine neue Völkerkunde. Berlin: Otto Stollberg – Verlag für Politik und Wirtschaft, 1925. S. 9. Der heutige Bestand der Sammlung entspricht dieser Einteilung Doegens, jedoch setzt der Sammelbeginn der einzelnen Bereiche zu unterschiedlichen Zeiten ein: ab 1915 Sprachen, Musik und Gesang der Völker der Erde, ab 1917 Stimmportraits bekannter Persönlichkeiten und ab 1922 deutsche Mundarten sowie „Verschiedenes“, wozu auch Tierstimmen zählen.
[3] Carl Stumpf gründete das Phonogramm-Archiv an der Friedrich-Wilhelms-Universität 1905 mit akustischen Aufnahmen, die er bereits seit 1900 auf Edison Wachswalzen aufgenommen hatte. Das Phonogramm-Archiv ist heute Teil des Ethnologischen Museums in Berlin. Simon, Arthur (Hg.). Das Berliner Phonogramm-Archiv 1900–2000 – Sammlungen der traditionellen Musik der Welt, Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2000. S. 25–46.
[4] Alle genannten Zahlen basieren auf der Dokumentation der 1.650 grammophonischen Plattenaufnahmen der Phonographischen Kommission, die heute im Lautarchiv der Humboldt-Universität untergebracht sind.
[5] Österreich-Ungarn war Bündnispartner des Deutschen Reiches.
[6] Simon, Phonogramm-Archiv, S. 237. Die Platten der Phonographischen Kommission tragen das Siegel „PK“, wohingegen das der Edisonzylinder „Phon. Komm.“ lautet. Die Inhalte der Wachswalzen sind nicht Gegenstand dieses Artikels.
[7] Grundlage der Gründung war Doegens „Denkschrift über die Errichtung eines ʻDeutschen Lautamtes’ in Berlin“. Manuskript. (Widmung: Seiner Exzellenz Prof. D. v. Harnack in Dankbarkeit ehrerbietigst zugeeignet vom Verf.). Berlin, 1918.
[8] Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz [GStAPK], Aktennummer 250, Bd. I, Dokumente 78 und 79.
Sich auf die Sitzung der Phonographischen Kommission vom 03.02.1919 berufend, drückt dies Carl Stumpf in einem Brief an das Kultusministerium vom 12.04.1920 folgendermaßen aus:
„Sie [die Kommission] kann daher ein starkes Befremden darüber nicht verhehlen, dass im Staatshaushaltsplan von 1920 zu diesem Zwecke die Errichtung einer Lautsammlung als besonderer Abteilung der Staatsbibliothek vorgesehen ist, ohne dass die Meinung der Phonographischen Kommission irgendwie gehört worden wäre.“
[9] Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz [GStAPK], Aktennummer 250, Bd. I, Dokumente 3 und 4. Vertrag vom 17.03.1917
[10] Ibid.
[11] Die Leitung der Abteilung Linguistik übernahm Diedrich Westermann, die der Musik Fritz Bose und die des Phonetischen Laboratoriums Franz Wethlo.
[12] Mehnert, Dieter, „Historischen Schallaufnahmen – Das Lautarchiv an der Humboldt-Universität zu Berlin“, Elektronische Sprachsignalverarbeitung – Siebente Konferenz Berlin. Studientexte zur Sprachkommunikation 13 (1996): S. 28 ‑45.
[13] In den Unterlagen des Archivs sind diese mit „Sprachtext“ überschrieben.
[14] Doegen, Alfred, Anfertigung von Palatogrammen, wissenschaftlicher Wert und Nutzen derselben für die Zahnheilkunde. Greifswald: Adler, 1921 [Auszug aus Doegens Dissertation]. Alfred Doegen war ein Bruder von Wilhelm Doegen.
[15] Siehe: Lange, Britta, „‚Wenn der Krieg zu Ende ist, werden viele Erzählungen gedruckt werden.‘ Südasiatische Positionen und europäische Forschungen im ‚Halbmondlager‘“. In: Franziska Roy, et al. (Hg.) Soldat Ram Singh und der Kaiser: Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914–1918. Heidelberg: Draupadi Verlag, 2014. S. 165–208.
[16] In der eigens für sie errichteten Moschee wurde ihnen Gelegenheit zur Religionsausübung gegeben. Auf Schellackplatte hat sich beispielsweise der Gebetsruf des Muezzins erhalten. Erhalten haben sich neben den Schellackplatten auch zahlreiche photographische Aufnahmen des Lagerlebens auf Glasplatten. Siehe Kahleyss, Margot, „Muslime in Brandenburg – Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg: Ansichten und Absichten“, (=Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin; N.F., 66). Berlin: SMPK, 1998. Sogar Filmaufnahmen aus dem Lager (heute im Bundesfilmarchiv) liegen vor. Die Filmemacher Madhusree Dutta und Philip Scheffner haben dieses Material in Verbindung mit Aufnahmen aus dem Lautarchiv in dem Dokumentarfilm „From Here to Here“ (Indien 2005, 58 min.) über das deutsch-indische Verhältnis benutzt. Die Filmszene aus dem Lager ist ebenso in Scheffners Dokumentarfilm „The Halfmoon Files“ (Deutschland, 2007, 87 min.) enthalten.
[17] In den Klammern befinden sich die Namen der aktuellen Staaten.
[18] Siehe: Liebau, Heike, „Das Deutsche Auswärtige Amt, Indische Emigranten und propagandistische Bestrebungen unter den südasiatischen Kriegsgefangenen im ‚Halbmondlager‘“. In: Franziska Roy, et al. (Hg.) Soldat Ram Singh und der Kaiser: Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914–1918. Heidelberg: Draupadi Verlag, 2014. S. 109–143; Ibid., „Hindostan. Eine Zeitung für südasiatische Kriegsgefangene in Deutschland 1915–1918. In: Franziska Roy, et al. (Hg.) Soldat Ram Singh und der Kaiser: Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914–1918. Heidelberg: Draupadi Verlag, 2014. S. 261–285.
[19] Die Platte trägt die Signatur PK 626.
[20] Heinrich Lüders (1869 – 1943): Ab 1909 Lehrstuhl für altindische Sprachen und Literatur an der Friedrich-Wilhelms-Universität sowie ab dem gleichen Jahr Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaft. 1931 – 1932 Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität.
[21] In den Klammern wird die Anzahl einzelner Titel genannt.
[22] Humboldt-Universität zu Berlin, Lautarchiv [LA-HUB], Ordner Nr. 9 .
[23] Limbu (6), Hindi (5), Paschtu (4), Hindustani (3), Magar (3), Urdu (2), Rai (1), Gurmuki (1), Magari (1).
[24] Helmuth von Glasenapp (1891 – 1963), Professor für Indologie an der Universität Königsberg (Ostpreußen, 1928 – 1944), Professor für Vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Tübingen (1946–1959). Im Ersten Weltkrieg Mitarbeiter der Nachrichtenstelle für den Orient.
[25] Josef Horowitz (1874 – 1931), 1907 bis1915 Dozent in Indien. Von 1914 bis 1931 Lehrstuhl für semitische Sprachen am Orientalischen Seminar der Universität Frankfurt.
[26] Friedrich Carl Andreas (1846 – 1930), 1883 – 1903 Dozent für Persisch und Türkisch am Orientalischen Seminar der Universität Berlin. Ab 1903 Lehrstuhl für Westasiatische Sprachen an der Universität Göttingen.
[27] Alois Brandl (1855 – 1940), nach Lehrstühlen in Prag, Göttingen, und Straßburg, erhielt er 1895 den Lehrstuhl für Englische Philologie in Berlin.
[28] Liste „Sammlung aus den Kriegsgefangenen-Lagern“ in: Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Ethnologisches Museum [MEK]. Ohne Inventarnummer.
[29] Übersetzung der Aufnahme: LA-HUB, PK 676 (Ordner Nr. 9), vorliegend als Handschrift. Alle Einfügungen in Klammern befinden sich in gleicher Weise im Original.
[30]Aufnahme von Isher Singh am 11. Dezember 1916. Übersetzung der Aufnahme; LA-HUB, PK 615 (Ordner Nr. 9), vorliegend als Typoskript.
[31] Lange, Britta, „Academic Research on (Coloured) Prisoners of War in Germany, 1915–1918“. In: Dendooven, Dominiek, Piet Chielens (Hg.) World War I – Five Continents in Flanders. Brugge: Lannoo, 2008. S. 157.
[32] Eickstedt, Egon von, „Rassenelemente der Sikh“. Zeitschrift für Ethnologie 52 (1920/21): S. 317–394.
[33] Brandl, Alois, „Der Anglist bei den Engländern“. In: Doegen, Wilhelm (Hg.) Unter fremden Völkern. Berlin: Otto Stollberg – Verlag für Politik und Wirtschaft, 1925. S. 362–376.
[34] Lüders, Heinrich, „Die Gurkhas“. In: Ibid. S. 126–139.
[35] Glasenapp, Helmuth von, „Der Hinduismus”/ „Die Radschputen”/ „Die Sikhs”. In: Ibid. S. 116–125, S. 140–150 und S. 151–160.
[36] Andreas, Friedrich Carl, „Iranier”. In: Ibid. S. 376–383.
[37] Horovitz, Josef, „Die indischen Mohammedaner”. In: Ibid. S. 161–166.
[38] Lautbibliothek – Phonetische Platten und Umschriften. Ed. Lautabteilung der Preussischen Staatsbibliothek. 1926–1930.
[39] Weltpremiere des Films war auf der 57. Berlinale im „Internationalen Forum des jungen Films“ am 16.02.2007. Mehrere internationale Auszeichnungen folgten. <http://www.halfmoonfiles.de> Rev. 2013-02-28.
Sekundärliteratur
Doegen, Alfred, Anfertigung von Palatogrammen, wissenschaftlicher Wert und Nutzen derselben für die Zahnheilkunde. Greifswald: Adler, 1921 [Auszug aus Doegens Dissertation].
Doegen, Wilhelm (Hg.), Unter fremden Völkern – Eine neue Völkerkunde. Berlin: Otto Stollberg – Verlag für Politik und Wirtschaft, 1925.
Doegen, Wilhelm, „Denkschrift über die Errichtung eines ʻDeutschen Lautamtes’ in Berlin“. Manuskript. (Widmung: Seiner Exzellenz Prof. D. v. Harnack in Dankbarkeit ehrerbietigst zugeeignet vom Verf.). Berlin, 1918.
Kahleyss, Margot, 1998, „Muslime in Brandenburg – Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg: Ansichten und Absichten“, (=Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin; N.F., 66). Berlin: SMPK, 1998.
Lange, Britta, „Academic Research on (Coloured) Prisoners of War in Germany, 1915–1918“. In: Dendooven, Dominiek, Piet Chielens (Hg.) World War I – Five Continents in Flanders. Brugge: Lannoo, 2008. S. 153–160.
Lange, Britta, „‚Wenn der Krieg zu Ende ist, werden viele Erzählungen gedruckt werden.‘ Südasiatische Positionen und europäische Forschungen im ‚Halbmondlager‘“. In: Franziska Roy, Heike Liebau, Ravi Ahuja (Hg.) Soldat Ram Singh und der Kaiser: Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914–1918. Heidelberg: Draupadi Verlag, 2014. S. 165–208.
Liebau, Heike, „Das Deutsche Auswärtige Amt, Indische Emigranten und propagandistische Bestrebungen unter den südasiatischen Kriegsgefangenen im ‚Halbmondlager‘“. In: Franziska Roy, Heike Liebau, Ravi Ahuja (Hg.) Soldat Ram Singh und der Kaiser: Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914–1918. Heidelberg: Draupadi Verlag, 2014. S. 109–143.
——–, „Hindostan. Eine Zeitung für südasiatische Kriegsgefangene in Deutschland 1915–1918. In: Franziska Roy, Heike Liebau, Ravi Ahuja (Hg.) Soldat Ram Singh und der Kaiser: Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914–1918. Heidelberg: Draupadi Verlag, 2014. S. 261–285.
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Simon, Arthur (Hg.), Das Berliner Phonogramm-Archiv 1900–2000 – Sammlungen der traditionellen Musik der Welt, Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2000. S. 25–46.
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