Foto: Foto einer Baumkrone.

Inhalts­ver­zeich­nis
Frü­he Wald- und Forst­ge­setz­ge­bung | Sys­te­ma­ti­sche Forst­wis­sen­schaf­ten | Die Pra­xis der Wald­be­wirt­schaf­tung | Lite­ra­tur und Quel­lenEnd­no­ten |  Lite­ra­tur­hin­wei­se

Frühe Wald- und Forstgesetzgebung

Auf dem Süd­asia­ti­schen Sub­kon­ti­nent war eine sys­te­ma­ti­sche und nach­hal­ti­ge Bewirt­schaf­tung von Wäl­dern schon vor der bri­ti­schen Kolo­ni­al­herr­schaft bekannt. So ver­ga­ben im 18. Jahr­hun­dert die Herr­scher des Sindh und in Assam Pri­vi­le­gi­en, die Regu­la­ri­en zur Bewirt­schaf­tung von Wäl­dern ein­schlos­sen, um eine dau­er­haf­te Ver­sor­gung mit Holz und Wald­pro­duk­ten zu sichern. Beson­ders zu erwäh­nen sind die Wald­ge­set­ze der Mara­then, die zur sel­ben Zeit für die Wäl­der des Kon­kan strik­te Regeln zur Auf­fors­tung und Wie­der­auf­fors­tung erlie­ßen, um die Ver­sor­gung mit Holz für den Schiff­bau und zusätz­li­che Steu­er­ein­nah­men zu sichern. Staat­li­cher Zugriff auf die Wäl­der samt ihren Pro­duk­ten lös­ten sei­tens der loka­len Bevöl­ke­rung, die sich ihrer ange­stamm­ten Rech­te nicht berau­ben las­sen woll­te, hef­ti­gen Wider­stand aus. Auch die Herr­scher der Gork­ha erlie­ßen um die Wen­de zum 19. Jahr­hun­dert Wald­ge­set­ze, die die Wie­der­auf­fors­tung gan­zer Land­stri­che an den Abhän­gen des Hima­la­ya in die nord­in­di­sche Tief­ebe­ne regelten.

Mit der all­mäh­li­chen Aus­deh­nung der bri­ti­schen Kolo­ni­al­herr­schaft und Gebiets­an­ne­xio­nen gro­ßen Aus­ma­ßes auf dem Sub­kon­ti­nent ab der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts bra­chen die eta­blier­ten loka­len Wald­wirt­schaf­ten zusam­men, da die Bri­ten der Bewirt­schaf­tung von Wäl­dern zunächst kei­ne Auf­merk­sam­keit schenk­ten. Die regio­na­len Holz­märk­te schie­nen den Bedarf an Bau- und Brenn­ma­te­ri­al für die neu­en Herr­scher zunächst zu gewähr­leis­ten. Dies änder­te sich jedoch, als im Zuge der Koali­ti­ons­krie­ge in Euro­pa (1792–1815) und der von Napo­le­on 1805 ver­häng­ten Kon­ti­nen­tal­sper­re eine aku­te Holz­knapp­heit droh­te, die die Ver­sor­gung der bri­ti­schen Mari­ne mit zen­tral­eu­ro­päi­schem und skan­di­na­vi­schem Bau­holz gefähr­de­te. Noch im sel­ben Jahr ent­schied die bri­ti­sche Regie­rung, die Nie­der­las­sung der East India Com­pa­ny in Bom­bay als Hafen- und Werft­platz aus­zu­bau­en und hier mit Hil­fe loka­ler Schiffs­kon­struk­teu­re Schif­fe aus Teak bau­en zu lassen.

Um eine kon­ti­nu­ier­li­che Ver­sor­gung mit Bau­holz zu gewähr­leis­ten, griff die Regie­rung in Bom­bay auf ein Gut­ach­ten zurück, das ein gewis­ser Franz Wre­de ange­fer­tigt hat­te, der aus einer Hei­del­ber­ger Beam­ten­fa­mi­lie stamm­te und ver­mut­lich ein ehe­ma­li­ger Ange­stell­ter der Vere­e­nig­den Oost­in­di­en Com­pa­ny war. Offen­sicht­lich war er ver­traut mit dem damals aktu­el­len Kennt­nis­stand der Wald­be­wirt­schaf­tung in den deutsch­spra­chi­gen Län­dern, denn, ähn­lich wie die Forst­ge­setz­ge­bun­gen hier­zu­lan­de, regel­te sein Ent­wurf zu einer Forst­ge­setz­ge­bung Wald­ein­trieb, Wal­der­trä­ge, Holz­ein­schlag, Auf­fors­tung und Holz­han­del und beton­te das damit ver­bun­de­ne wach­sen­de Steu­er­auf­kom­men für den Staat. Doch soll­te das Expe­ri­ment, als das es sei­tens der bri­ti­schen Regie­rung in Lon­don bezeich­net wur­de, nicht von lan­ger Dau­er sein, denn ab 1823 kom­mer­zia­li­sier­te der Kolo­ni­al­staat den Holz­ein­schlag über einen pri­vat­wirt­schaft­lich orga­ni­sier­ten Holz­han­del, mit kata­stro­pha­len Fol­gen für die Teak­wäl­der an der Malabarküste.

Systematische Forstwissenschaften

Die Pha­se des unkon­trol­lier­ten Holz­ein­schlags dau­er­te bis etwa 1860, als mit dem nun rapi­de vor­an­ge­trie­be­nen Eisen­bahn­bau in Bri­tisch-Indi­en die Fra­ge nach einer dau­er­haf­ten Ver­sor­gung mit Schwel­len- und Brenn­holz wie­der dring­lich wur­de. Eine ers­te Maß­nah­me zur erneu­ten staat­lich kon­trol­lier­ten Forst­wirt­schaft war 1864 die Ein­rich­tung des Forest Depart­ment unter der Lei­tung des Bon­ner Bota­ni­kers Diet­rich Bran­dis (1824–1907). Als Inspec­tor Gene­ral of Indi­an Forests (1864–81) erließ er im dar­auf­fol­gen­den Jahr die ers­te, wenn­gleich noch pro­vi­so­ri­sche Gesetz­ge­bung zur Wald­nut­zung in Bri­tisch-Indi­en. Staat­li­che Kon­trol­le blieb auf ein Mini­mum redu­ziert, was inner­halb der bri­ti­schen Kolo­ni­al­ver­wal­tung hef­ti­ge Kon­tro­ver­sen aus­lös­te. Schließ­lich wur­de 1878 das ers­te umfas­sen­de Forst­ge­setz für Bri­tisch-Indi­en erlas­sen, das die Wäl­der in drei Klas­sen ein­teil­te, näm­lich in die „reser­ved“, „pro­tec­ted“ und „vil­la­ge forests“. Aller­dings war die Regie­rung in der Madras Pre­si­den­cy auf­grund loka­ler und regio­na­ler Gepflo­gen­hei­ten nicht bereit, das Gesetz zu imple­men­tie­ren und erließ 1882 ein eige­nes. Das Glei­che tat die Pro­vinz Bur­ma, deren Regie­rung bereits 1881 ein eige­nes Gesetz ver­ab­schie­det hat­te, 1886 gefolgt von der zen­tral­in­di­schen Pro­vinz Berar.

Von einer ein­heit­li­chen Forst­ge­setz­ge­bung konn­te folg­lich nicht die Rede sein. Sich über­lap­pen­de Rege­lun­gen, unter­schied­li­che Kom­pe­ten­zen und vari­ie­ren­de loka­le Rechts­la­gen ver­hin­der­ten eine uni­for­me Gesetz­ge­bung. Für den über­wie­gen­den Teil Bri­tisch-Indi­ens galt frei­lich das Gesetz von 1878. Im Prin­zip sicher­te sich der Kolo­ni­al­staat mit die­sem Gesetz das allei­ni­ge Zugriffs­recht und damit die exklu­si­ve Nut­zung der Wäl­der Bri­tisch-Indi­ens. Ver­su­che von Diet­rich Bran­dis, nach dem Modell der mit­tel­eu­ro­päi­schen Forst­ge­set­ze einen Aus­gleich zwi­schen loka­len Gewohn­heits­rech­ten und ver­brief­ten Rech­ten einer­seits und staat­li­cher Gesetz­ge­bung ande­rer­seits zu fin­den, schei­ter­ten am Wider­stand ein­zel­ner bri­ti­scher Kolo­ni­al­be­am­ter. Sie poch­ten auf eine maxi­ma­le Aus­beu­tung der indi­schen Wäl­der und mach­ten dafür das Recht des Erobe­rers gel­tend, wonach aller Grund und Boden die­sem als Eigen­tum und damit auch zur unein­ge­schränk­ten Nut­zung zufalle.

Lang­fris­ti­ge Fol­ge der Forst­ge­setz­ge­bung, die bis zum Ende der Kolo­ni­al­herr­schaft nur noch zwei Mal, näm­lich 1893 und 1923, ergänzt wur­de, war die all­mäh­lich betrie­be­ne, sys­te­ma­ti­sche Umwand­lung der vor­herr­schen­den Pri­mär­wäl­der („Urwald“) in indus­tri­ell nutz­ba­re Fors­te mit dem „Nor­mal­baum“ (Pflan­zung einer Baum­art in Mono­kul­tur mit kon­trol­lier­tem Wachs­tum und Ein­schlag) als ulti­ma­ti­vem Ziel. Mit die­ser Trans­for­ma­ti­on ging auch die Ent­rech­tung der Wald­be­woh­ner oder Dorf­be­woh­ner mit Wald­rech­ten ein­her. Die­ser Pro­zess, eben­so wie die Durch­set­zung der Forst­ge­setz­ge­bung, erstreck­te sich wegen chro­ni­schen Per­so­nal­man­gels des Kolo­ni­al­staa­tes jedoch bis weit in die ers­te Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts. Auch der post-kolo­nia­le indi­sche wie auch paki­sta­ni­sche Staat sah sich immer wie­der ver­an­lasst, wenn es um die Siche­rung von Forst­res­sour­cen oder auch von Boden­schät­zen unter Wald­flä­chen ging, das seit 1878 bestehen­de Recht not­falls mit Zwangs­mit­teln bis hin zur offe­nen Gewalt durch­zu­set­zen. Gegen den Zugriff des kolo­nia­len wie auch des post-kolo­nia­len Staa­tes auf die Wirt­schafts­grund­la­ge und die sozi­al-kul­tu­rel­le sowie die natür­li­che Umwelt gan­zer (Stammes-)Gesellschaften reg­te sich von Anbe­ginn zum Teil mas­si­ver loka­ler Widerstand.

Die Praxis der Waldbewirtschaftung

Kei­nes­falls wur­de mit dem Erlass der Forst­ge­setz­ge­bung von 1878 eine nach heu­ti­gem Ver­ständ­nis nach­hal­ti­ge Forst­wirt­schaft ein­ge­führt. Unter nach­hal­tig ver­stan­den die Zeit­ge­nos­sen, den Holz­ein­schlag so zu limi­tie­ren, dass die natür­li­chen Rege­ne­ra­ti­ons­po­ten­zia­le des Wal­des aus­reich­ten, um die immer glei­che Men­ge nach­wach­sen zu las­sen. An eine geziel­te Wie­der­auf­fors­tung und an eine Auf­fors­tung zur Aus­wei­tung von Wald­flä­chen war bis zum Ende des 19. Jahr­hun­derts nicht gedacht, obgleich, wie gese­hen, das Wis­sen um nach­hal­ti­ge Wald­be­wirt­schaf­tung in ein­zel­nen Regio­nen Süd­asi­ens vor­han­den war. Bei aller bota­ni­scher und kli­ma­ti­scher Unkennt­nis über die tro­pi­sche und sub­tro­pi­sche Flo­ra, ins­be­son­de­re der Bäu­me und Büsche, ver­wun­dert es, dass Prin­zi­pi­en euro­päi­scher Forst­wis­sen­schaf­ten, wie sie an nord­al­pi­nen Wäl­dern erar­bei­tet wor­den waren (mini­ma­le Bio­di­ver­si­tät bei maxi­ma­ler öko­no­mi­scher Aus­beu­tungs­ra­te) nahe­zu unver­än­dert auf den Süd­asia­ti­schen Sub­kon­ti­nent über­tra­gen wurden.

Nur ver­ein­zelt fand hier über Jahr­hun­der­te gewon­ne­nes loka­les empi­ri­sches Wis­sen Ein­gang in die bri­tisch-indi­sche Forst­wirt­schaft. Und so wun­dert es wie­der­um nicht, dass die bei­den deut­schen Nach­fol­ger Diet­rich Bran­dis’ im Amt des Inspec­tor Gene­ral, Wil­helm Schlich, 1881–85, und Bert­hold Rib­ben­trop, 1885–99, bald ein­se­hen muss­ten, dass süd­asia­ti­sche Wäl­der auf­grund ihrer Aus­deh­nung und der völ­lig anders gear­te­ten bota­ni­schen und kli­ma­ti­schen Ver­hält­nis­se nicht mit der glei­chen Inten­si­tät bewirt­schaf­tet wer­den konn­ten wie die nord­eu­ro­päi­schen. Der Ver­such, mit der ergän­zen­den Gesetz­ge­bung von 1893 den Zugriff des Staa­tes auf die Wäl­der zu ver­stär­ken, indem in den „reser­ved forests“ der Viehein­trieb, das Sam­meln von Holz sowie das Abbren­nen von Gras­flä­chen gene­rell unter­sagt wur­de, war zum Schei­tern ver­ur­teilt, denn bald stell­te sich her­aus, dass Viehein­trieb wie auch Klein­brän­de öko­lo­gisch gera­de in Süd­asi­en durch­aus sinn­voll sind. Bei­de die­nen der Dün­gung und damit den natür­li­chen Rege­ne­ra­ti­ons­kräf­ten des Waldes.

Die bei­den Welt­krie­ge führ­ten zu einer unge­heu­ren Aus­beu­tung der süd­asia­ti­schen Wäl­der. In man­chen Regio­nen, so im wald­rei­chen Kumaon, wur­de der Ein­schlag zwi­schen 1942 und 1945 um mehr als das Sechs­fa­che gegen­über Nor­mal­jah­ren erhöht. Das Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges bedeu­te­te jedoch nicht das Ende des staat­lich-kom­mer­zi­el­len Zugriffs, im Gegen­teil. Bereits 1952 erließ die Regie­rung der jun­gen Repu­blik Indi­en ein Gesetz, das Dorf­ge­mein­schaf­ten jeg­li­chen Zugang zu Wäl­dern und sei­nen Res­sour­cen im nun „natio­na­len Inter­es­se“ ver­bot. In vie­ler­lei Hin­sicht setz­te der indi­sche Staat die Poli­tik des bri­ti­schen Kolo­ni­al­staa­tes fort, so, wenn immer mehr Gewohn­heits­rech­te und Nieß­brauch­rech­te kon­fis­ziert und im Gegen­zug immer mehr Wald­flä­chen zu „reser­ved forests“ erklärt wur­den. Allein in Bihar kam so nahe­zu die gesam­te Wald­flä­che inner­halb zwei­er Jahr­zehn­te unter unmit­tel­ba­re staat­li­che Kon­trol­le. Offen­sicht­lich ver­stand es der post-kolo­nia­le Staat – und ver­steht es nach wie vor – die zen­tra­lis­ti­sche Poli­tik sei­nes Vor­gän­ger­re­gimes mit ungleich wir­kungs­vol­le­ren Mit­teln der Imple­men­tie­rung fortzusetzen.

Noch immer, wenn­gleich schwä­cher, ist der Ein­fluss der deut­schen und fran­zö­si­schen Forst­wirt­schaft des 18. und 19. Jahr­hun­derts deut­lich zu erken­nen, auch wenn das Forst­per­so­nal nicht mehr aus Deutsch­land kommt und die Forst­schu­len, auf denen das euro­päi­sche Forst­per­so­nal zum Dienst in Bri­tisch-Indi­en aus­ge­bil­det wur­de, nicht mehr dort und in Frank­reich ange­sie­delt sind. Von der Gesetz­ge­bung von 1878 ist nur unwe­sent­lich abge­wi­chen wor­den, zumal die Ergän­zun­gen von 1893 und 1923 eher Ver­schär­fun­gen im Sin­ne einer indus­tri­el­len Forst­wirt­schaft denn Erleich­te­run­gen im Inter­es­se der vom und im Wald leben­den Bevöl­ke­rung bedeu­te­ten. Erst als abseh­bar war, dass durch den Aus­schluss der loka­len Bevöl­ke­rung die Wald­be­wirt­schaf­tung sei­tens eines nahe­zu mono­po­li­tisch agie­ren­den Staa­tes nicht mehr zu bewerk­stel­li­gen war, ent­schied sich die Zen­tral­re­gie­rung in Delhi 1998 zum Joint Manage­ment Forestry Act, der die Betei­li­gung von Dorf­ge­mein­schaf­ten expli­zit vor­sieht. Letzt­lich aber dient auch die­ses Gesetz weni­ger der öko­no­mi­schen Absi­che­rung der loka­len Bevöl­ke­rung, geschwei­ge denn einer öko­lo­gi­schen Balan­ce, als viel­mehr der nach­hal­ti­gen Bewirt­schaf­tung der ver­blie­be­nen Wald­flä­chen zur Stei­ge­rung pri­vat­wirt­schaft­li­cher und staat­lich-fis­ka­li­scher Erträge.

Literatur und Quellen

Lite­ra­tur zu Diet­rich Bran­dis und zu der bri­tisch-indi­schen Forst­ge­setz­ge­bung in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts ist in aus­rei­chen­dem Maß vor­han­den, wenn­gleich es Lücken gibt, die sich aus der Tat­sa­che erge­ben, dass deutsch­spra­chi­ge Quel­len sei­tens bri­ti­scher oder indi­scher His­to­ri­ker nicht berück­sich­tigt wur­den. Poten­zi­al für eine wei­te­re Beschäf­ti­gung mit der Forst­ge­setz­ge­bung in Süd­asi­en besteht zum einen in der gegen­sei­ti­gen Ein­fluss­nah­me der frü­hen Gesetz­ge­bun­gen aus dem spä­ten 18. Jahr­hun­dert. Franz Wre­de schöpf­te sicher aus dem Wis­sen als Sohn eines kur­pfäl­zi­schen Beam­ten, der auch mit der Forst­ver­wal­tung von Tei­len des Oden­walds betraut war. Nicht aus­zu­schlie­ßen aber ist, dass er sich auch an den loka­len Gepflo­gen­hei­ten und Geset­zen der Rajas von Cochin ori­en­tier­te, wo er sich als Ange­stell­ter der VOC auf­ge­hal­ten haben dürf­te. Quel­len­be­stän­de zu Franz (von) Wre­de befin­den sich im Archiv von Schloss Ellin­gen, auf das die Wit­we Wre­de, Schwä­ge­rin des berühm­ten Gene­rals von Wre­de, der das Schloss als Dank für sei­ne Ver­diens­te ins­be­son­de­re bei der Schlacht von Hanau 1813 erhielt, sich nach dem Tod ihres Man­nes zurückzog.

Für die Forst­ge­setz­ge­bung von 1864 und 1878 bzw. für die bota­ni­schen wie forst­wis­sen­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten dürf­te neben dem Bon­ner Uni­ver­si­täts­ar­chiv auch die Kor­re­spon­denz von Bran­dis mit zahl­rei­chen Kol­le­gen, die am Insti­tut für Welt­forst­wirt­schaft der Uni­ver­si­tät Ham­burg ver­wahrt wird, sowie die „Ger­man Let­ters 1858–1900“ im Archiv der Roy­al Bota­ni­cal Gar­dens in Kew, noch wei­te­re Infor­ma­tio­nen ber­gen. Und schließ­lich sind die Bio­gra­fien der bei­den Nach­fol­ger von Bran­dis, Wil­helm Schlich aus dem ehe­ma­li­gen König­reich Han­no­ver und Ber­told Rib­ben­trop aus dem Kur­fürs­ten­tum Hes­sen kaum erforscht. Bei­de wur­den mit der Nie­der­la­ge ihrer Mon­ar­chen gegen Preu­ßen im Krieg von 1866 zunächst arbeits­los und dank Bran­dis dann in den bri­tisch-indi­schen Kolo­ni­al­dienst geholt. Hier ist noch Grund­la­gen­for­schung zu Nach­läs­sen, Kor­re­spon­den­zen und Ver­wal­tungs­ak­ten not­wen­dig.[1] Bis­lang von der Wis­sen­schaft unbe­ach­tet blieb auch das Wir­ken von weni­ger bekann­ten, aber gleich­wohl bedeu­ten­den Bota­ni­kern wie  des Augs­bur­gers Sul­piz Kurz.[2]

Über die Erfor­schung der deutsch­spra­chi­gen Bota­ni­ker und Forst­wis­sen­schaft­ler, vor allem ihrer Aus­bil­dungs­hin­ter­grün­de in den deut­schen Län­dern, ist eine Neu­be­stim­mung der Forst­wis­sen­schaf­ten in Bri­tisch-Indi­en mög­lich. Zum einen ist die Beson­der­heit der Forst­wis­sen­schaf­ten und der Wald­be­wirt­schaf­tung in den deutsch­spra­chi­gen Län­dern zu berück­sich­ti­gen, zum ande­ren aber auch der inter­na­tio­na­le Aus­tausch inner­halb Euro­pas zwi­schen den ein­zel­nen forst­wis­sen­schaft­li­chen Aus­bil­dungs­stät­ten sowie der bota­ni­schen Insti­tu­te. In die­ser Hin­sicht ist der Aspekt der Ver­flech­tungs­ge­schich­te, und damit auch des Zusam­men­wir­kens von Akteu­ren mit ihren Nach­läs­sen, Kor­re­spon­den­zen, Akten­stü­cken etc. in euro­päi­schen und gege­be­nen­falls auch indi­schen Archi­ven von größ­ter Relevanz.

Endnoten

[1]Bert­hold Rib­ben­trop, Forestry of Bri­tish India. Cal­cut­ta, 1900.
[2]Die bis­lang detail­lier­tes­te bio­gra­fi­schen Anga­ben fin­den sich im Nach­ruf auf Kurz, den Diet­rich Bran­dis ver­fass­te: Indi­an Fores­ter 4,1 (1878), S. 1–4. Sul­piz Kurz’ zwei­bän­di­ges Werk Forest Flo­ra of Bri­tish Bur­ma, Lon­don 1877, in dem er 2000 Pflan­zen beschreibt, ist ein Stan­dard­werk, das 1974 nach­ge­druckt wurde.

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Bestände:

https://www.biologie.uni-hamburg.de/einrichtungen/wissenschaftliche-sammlungen/herbarium-hamburgense/sammlung.html

Micha­el Mann, IAAW, Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Berlin

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ISSN 2628–5029